Stand: Juli/2025
Sie ist Weltmeisterin, Weltrekordhalterin und Weltsportlerin. Sie war Teenie-Idol und Werbegesicht. „Franzi“, Liebling der Deutschen, in Ost wie West. Und sie war Franzi, die Fehlbare – vom Boulevard glorifiziert und fallen gelassen.
In der dreiteiligen ARD-Dokuserie „Being Franziska van Almsick“ erzählen Jürgen Schmidt und Laura Trust die bewegende Geschichte von Franziska van Almsick, dem ersten Superstar des wiedervereinigten Deutschlands.
Mit 14 plötzlich Superstar
Als sie 1992 bei den Olympischen Spielen in Barcelona die Silbermedaille über 200 Meter Freistil gewann, war sie 14 Jahre alt. Von diesem Moment an war alles anders. Und van Almsick musste einen Weg finden, mit all dem umzugehen: die Boulevardgeschichten und die Kameras aushalten, erwachsen werden, pubertieren, rebellieren, die beliebteste Ossi-Frau im Westen sein, Reklame machen, eine Essstörung in den Griff bekommen, Spitzensportlerin sein. Zwölf Jahre lang gehörte sie zu den Hauptdarstellerinnen des deutschen Sports, hat Weltrekorde aufgestellt, Medaillen gewonnen – aber nie das ersehnte Olympische Gold. Sie hat triumphiert, sie ist gescheitert, sie hat sich selbst gefunden.
Persönliche Einblicke und Interviews mit Weggefährten
Die Autoren blicken auf all das zurück in ausführlichen Interviews mit Weggefährten, Zeitzeugen – und mit Franziska van Almsick selbst. „Being Franziska van Almsick“ folgt auf die ersten beiden erfolgreichen Staffeln dieser ARD-Dokureihe über den Radrennfahrer und Tour-de-France-Gewinner Jan Ulrich sowie den mehrfachen Formel-1-Weltmeister Michael Schuhmacher. Anders als bei den Vorgängern ordnet hier die Protagonistin ihre eigene Geschichte selbst ein: Von den Anfängen in Ost-Berlin bis zu ihrem Engagement für mehr Schwimmunterricht an Schulen – alle Höhen, alle Tiefen. Die Geschichte eines der größten deutschen Sportstars.
Interviewpartner: Franziska van Almsick, Bernd und Jutta van Almsick (Eltern), Jens-Jörg Rieck (Sportreporter), die ehemaligen Schwimmerinnen und Schwimmer Dagmar Hase, Raik Hannemann, Cathleen Rund, Michael Groß und Federica Pellegrini, Norbert Warnatzsch (Schwimmtrainer), Hajo Seppelt (Sportjournalist und Doping-Experte), Tom Bartels (Sportkommentator und Reporter), die ehemalige Managerin Regine Eichhorn u. v. a.
Folge 1: Superstar
Barcelona 1992 – von dem Moment an war nichts mehr, wie es vorher war: Aus der 14-jährigen Franziska van Almsick wird "Franzi Superstar." Wir blicken zurück auf ihre Anfänge: DDR, Treptow, Spartakiade, Mauerfall, Start für die BRD, Wunderkind, Bambi, Wetten dass…?, erste Werbeverträge, erste Titelbilder. Franzi macht Millionen. Mit jeder neuen Medaille, mit jedem neuen Erfolg scheint es, als würde der Druck größer. Sie schwankt. Die Nation will mehr von Franzi, kann sich nicht sattsehen. Dabei ignoriert man einfach, dass die Wundervolle menschlich ist. Und Fehler hat.
Folge 2: Fehlbar
WM 1994: Deutschland erwartet Gold von Franzi, Franzi aber fliegt im Vorlauf raus. Dagmar Hase tritt ihren Finalplatz an sie ab. Im Finale schwimmt Franziska van Almsick Weltrekord, wird Weltmeisterin.
Franzi die Fehlbare. Ihrer Beliebtheit tut das keinen Abbruch. Die Werbedeals werden größer, ihre Inszenierung dabei mitunter fragwürdig. Gerade mal 16 Jahre alt erfährt sie eine Sexualisierung, die aus heutiger Sicht mehr als befremdlich anmutet. Der Boulevard zerrt an ihr – sie muss sich für eine unbedachte Äußerung über Hitler rechtfertigen. Sportlich gibt es nur ein Ziel: Gold bei den Olympischen Spielen von Atlanta 1996. Dem ordnen Franzi und ihr Management alles unter. Sie wird das Ziel dennoch verpassen, holt Silber. Den Deutschen ist das zu wenig, die Enttäuschung ist groß. Franzi taucht ab, bricht sich beim Motorradfahren die Hand. Rückblickend ein Geschenk. Sie ist endlich mal raus aus dem Zirkus, befreit von dem Druck, Zeit sich selbst zu finden. Sie kommt zurück, bereit, endlich Gold zu holen bei den Spielen von Sydney 2000. Sie scheitert im Vorlauf. Die B.Z. titelt: „Franzi van Speck – als Molch holt man kein Gold“. Franzi ist am Tiefpunkt.
Folge 3: Unzerstörbar
Nach ihrem Scheitern in Sydney ist Franzi am Boden und der Boulevard haut drauf, fällt über sie her. Wie später bekannt wird, hatte die Ausnahmesportlerin viele Jahre mit Essstörung zu kämpfen. Vor dem Hintergrund tut die Schlagzeile „Franzi van Speck“ doppelt weh.
Franzi redet über ihre schwerste Zeit und über den Mann, der ihr geholfen hat, da wieder rauszukommen: Stefan Kretzschmar, Handballstar, Bad Boy, eine echte Type. Die beiden sind das neue Traumpaar der Deutschen. Die Liebe gibt ihr Halt – Franzi findet zurück zu alter Stärke. Am 3. August 2002, zwei Jahre nach Sydney, tritt van Almsick bei der Europameisterschaft in ihrer Heimatstadt Berlin auf den Startblock. Wieder 200 Meter Freistil. Sie winkt schüchtern in die Menge und erntet einen Beifall, dessen Wirkung man im gleichen Moment in ihrem Gesicht lesen kann: Eine Mischung aus Überraschung, Fassungslosigkeit und Dankbarkeit. Sie wird an diesem Tag Europameisterin, unterbietet ihren Weltrekord von Rom. Sie weint vor Rührung, und die ganze Halle weint mit ihr. Franziska van Almsick gewinnt fünf Goldmedaillen auf diesen Europameisterschaften. Ein unvergleichlicher Triumph. Es folgen die Spiele von Athen, das Ende der Karriere, die Trennung von Kretzschmar.
Zwölf Jahre lang gehörte Franziska van Almsick zu den Hauptdarstellern des deutschen Sports. Sie sagt: „Ich habe mit sechs angefangen zu schwimmen – in Ost-Berlin. Nicht im Traum dachte ich, dass ich damit einmal Geld verdienen könnte. Alles andere ist dann einfach so passiert.“
Autoren | Jürgen Schmidt, Laura Trust (SWR) |
Kamera | Roman Hauska |
Ton | Linus Hitzler |
Dramaturgische Beratung | Simone Schillinger |
Schnitt | Andreas Hebenstreit |
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Redaktion | Christoph Pietsch (SWR) |
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Sie haben sich entschieden, in dieser Dokuserie einen sehr persönlichen Einblick in Ihr Leben und Ihre Karriere zu geben. Was war der Grund dafür, Ihre Geschichte so offen zu teilen?
Ich habe die Anfrage der ARD mit einer gewissen Neugier, vor allem auf mein eigenes Leben angenommen. Es ist viel Zeit vergangen, und im Rückblick war es für mich selbst eine eindrucksvolle Reise durch die Vergangenheit. Die Doku hat mir gezeigt, welche Dimension meine Geschichte wirklich hatte und wie jung ich eigentlich war, als all das passierte. Das war mir gar nicht so bewusst. Diese neue Perspektive hat mich selbst überrascht.
Gab es bestimmte Momente während der Dreharbeiten, die Sie besonders berührt haben?
Ja, es gab viele emotionale Augenblicke. Besonders bewegt hat mich die Erkenntnis, wie normal mir mein Leben damals erschien, obwohl es das objektiv betrachtet nicht war. Die Doku ist ein Zusammenschnitt meines Weges, mit all seinen Höhen und Tiefen und sie hat mir noch einmal deutlich gemacht, wie besonders diese Zeit war.
Sie waren Ausnahmeathletin, Teenie-Idol und Werbegesicht, erlebten ein ständiges Auf und Ab. Was macht das mit Ihnen, all das komprimiert und so emotional erzählt in einer eigenen Doku zu sehen?
Es war fast surreal, mein Leben so geballt zu sehen. Ich bin heute ein sehr reflektierter und aufgeräumter Mensch und habe mit allem, was war, meinen Frieden geschlossen. Die Doku zeigt diesen Weg sehr klar. Für mich war mein Leben damals irgendwie normal. Heute sehe ich mit etwas Abstand, dass es alles andere als gewöhnlich und normal war.
Das Hier und Jetzt, Ihr Leben in Heidelberg, die Kinder, all das spielt keine große Rolle in der Doku. Warum?
Es ist eine Dokumentation über meine sportliche Karriere. Ich habe mich in den letzten Jahren bewusst ein Stück weit aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Ich spreche gern über Themen, die mir gesellschaftlich wichtig sind, aber mein privates Leben möchte ich heute schützen. Das ist mir enorm wichtig. Das ist etwas, das ich aus meinen Leben damals gelernt habe. Ich bin glücklich wie mein Leben verläuft und bin mit mir im Reinen.
Sie waren eine der erfolgreichsten Schwimmerinnen Ihrer Generation. Im Rückblick: Was war der wichtigste Wettkampf, die wichtigste Medaille für Sie?
Die Europameisterschaften in Berlin waren mein emotional größter Sieg, sportlich, aber vor allem menschlich. Vor heimischem Publikum habe ich meinen eigenen Weltrekord gebrochen und bin nach einem Rückschlag symbolisch und buchstäblich wieder aufgestanden. Diese Erfahrung hat mein Leben bis heute geprägt.
Der Druck, immer wieder Bestleistungen zu erbringen und ständig unter Beobachtung zu stehen, kann enorm sein. Die Doku zeigt eindrücklich, was das mit Ihnen gemacht hat. Mit Blick auf die eigene Geschichte: Was raten Sie jungen Leistungssportler:innen heute?
Man darf den Spaß und die Freude nie verlieren. Eine gesunde Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Lockerheit ist entscheidend. Niederlagen gehören dazu. Wichtig ist, sie anzunehmen, daraus zu lernen und gestärkt daraus hervorzugehen. Und die wichtigste Frage bleibt immer: Wer bin ich? Erfolg darf nie zur einzigen Identität werden.
Ihr Rücktritt aus dem Spitzensport (2004) war ein großer Schritt. Seither sind Sie extrem vielfältig aktiv: als Kinderbuchautorin, Synchronsprecherin und TV-Expertin, Sie haben eine eigene Stiftung, sind im Aufsichtsrat der Deutschen Sporthilfe … Welche Projekte werden in Zukunft wichtig sein?
Ich bin sehr dankbar, dass ich mir heute aussuchen kann, worauf ich mich einlasse. Es gibt viele Ideen, viele Möglichkeiten. Ich bin gespannt, was die Zukunft bringt. Für mich ist wichtig, dass meine Projekte eine gesellschaftliche Relevanz haben und Menschen bewegen. Alles Weitere wird sich entwickeln.
Sie setzen sich mit Ihrer Stiftung dafür ein, dass Grundschulkinder sicher schwimmen können. Warum ist diese Arbeit so wichtig für Sie? Und worauf sind Sie besonders stolz?
Ich bin unglaublich stolz auf das, was wir mit der Stiftung in den letzten zwölf Jahren erreicht haben: Über 35.000 Kinder in mehr als 100 Städten konnten wir bereits unterstützen, damit sie sicher schwimmen lernen. Und es sollen noch viele weitere hinzukommen. Jeder einzelne Erfolg bedeutet für uns, dass ein Kind mehr geschützt ist. Ich bin auch sehr dankbar für die vielen Unterstützerinnen und Unterstützer, die diesen Weg mit uns gemeinsam gehen und das teilweise schon seit vielen Jahren.
Jürgen Schmidt (Autor), Laura Trust (Autorin), Roman Hauska (Kamera) und Linus Hitzler (Ton)
Ich kenne Franziska van Almsick seit Ende der Neunzigerjahre und seit dieser Zeit habe ich sie als ARD-Storymacher begleitet.
Als ich im April 2024 mit ihr das erste Mal über dieses ARD-Projekt sprach, war sie sehr begeistert und berührt, dass ich auf sie zugekommen bin. Es sei eine Ehre für sie bei dieser „Being“-Reihe dabei zu sein, meinte sie. Und: „Schmidtie, ich möchte, dass du die Wahrheit über meine Geschichte erzählst.“
Es folgten einige Telefonate und Treffen. Wir entwickelten zusammen Ideen. Das Einzigartige an dieser Produktion ist, dass Franziska van Almsick bei dieser „Being“-Serie als Gesprächspartnerin mitmacht. Dieses „Being“ wird von ihr persönlich erzählt. Das gibt dem Ganzen viel mehr Nähe, die Interviews sind sehr emotional und tiefgründig. Das hat auch damit zu tun, dass ich sie schon lange kenne und sie mir vertraut. Wir haben insgesamt rund sieben Stunden Interviews mit ihr geführt und auch die kritischen Themen besprochen.
Das Besondere: Ich konnte Franzi überreden, für diese Produktion noch einmal ins Schwimmbecken zu steigen, im Hallenbad des Olympiastützpunktes in Heidelberg. In ihrer aktiven Zeit schwärmte die Schwimmwelt von ihrem überragenden Schwimmstil. Meine Mit-Autorin Laura Trust und das Film-Team haben sie dafür im 50m-Pool perfekt in Szene gesetzt. Herausgekommen sind dabei optisch sehr anspruchsvolle Filmaufnahmen, die dramaturgisch in die dreiteilige Serie eingebaut wurden.
Das Autorenduo Jürgen Schmidt und Laura Trust
Als Franziska van Almsick zum Superstar wurde, war ich sechs Jahre alt und Teil des Franzi-Fiebers in Deutschland. Viele Jahre später mit ihr an einem solch ambitionierten Projekt zu arbeiten, war fantastisch, eine traumhafte Reise zurück in die Vergangenheit.
Franziska van Almsick ist eine beeindruckende Persönlichkeit, die ihren Witz und Charme nie verloren hat. Für unsere sehr aufwendigen Aufnahmen hat sie sich viel Zeit genommen und ist mit Wonne die Extra-Meile geschwommen. Sie hat uns bezaubernde Einblicke in ihre Karriere gestattet, die ein besonderes Zeitdokument entstehen ließen.
Inhaltlich war mein Mitautor Jürgen Schmidt, wegen seiner Expertise liebevoll der Archiv-Guru von mir genannt, unschlagbar.
Die Umsetzung der Dreharbeiten, „Look & Feel“, habe ich mit meinem langjährigen Team „Roman Hauska und Linus Hitzler“ umgesetzt. Auch haben wir mit einem Projektor den Protagonisten „alte“ Aufnahmen gezeigt und dadurch eine neue Ebene der Erinnerung geschaffen, greifbar, emotional und bildlich.
Ich kann mich als Co-Autorin nur bei allen Beteiligten für ihre großartige Arbeit bedanken. Mein persönlicher Dank geht an unsere Dramaturgin Simone Schillinger für ihre unfassbar gute Arbeit und ihr großes Herz.
"Unsere Franzi – Being Franziska van Almsick" ist die Coming-of-Age-Geschichte einer Schwimmerin, die als strahlende Sportheldin und erster gesamtdeutscher Superstar die 90er Jahre prägte. Als sie bei den Olympischen Spielen 2000 nicht die erhofften Erfolge liefert und der Boulevard sie als "Franzi van Speck" und "Molch" verunglimpft, ist das der Tiefpunkt ihrer Karriere. Wir erzählen ihr Leben und ihre Karriere bis zu diesem Punkt und wie sie sich aus dieser Krise herauskämpfte, um in ihrer Heimatstadt Berlin das Rennen ihres Lebens zu schwimmen".
Host: Lars Becker Vier Folgen
Ab 4. September 2025 in der ARD Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt.
Alle drei Folgen der Doku-Serie stehen ab sofort für akkreditierte Journalisten im Pressevorführraum zur Ansicht bereit.
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Redaktion | Ingrid Günther
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