INHALT
Machtgier, Verrat und der Traum vom schnellen Reichtum: In der Lüneburger Heide bricht um 1900 ein Ölboom aus, der eine ganze Region in einen deutschen „Wilden Westen“ verwandelt. Die sechsteilige, hochkarätig besetzte Serie „Schwarzes Gold“ erzählt von dieser Zeit, von der zerstörerischen Kraft grenzenlosen Egoismus, aber auch vom Mut, sich gegen Ungerechtigkeit aufzulehnen.
Lüneburger Heide um 1900: Die junge Bauerntochter Johanna Lambert (Harriet Herbig-Matten) arbeitet als Magd, um ihre Familie durchzubringen. Niemand ahnt, dass unter den Feldern ihrer Familie ein Schatz schlummert – Erdöl. Nur Richard (Aaron Hilmer), der Sohn des benachbarten Großbauern Pape, weiß davon und träumt von einer gemeinsamen Zukunft mit Johanna. Ihre verbotene Liebe wird auf eine harte Probe gestellt, als der skrupellose Ölhändler Tyler Robertson (Marton Csokas) auftaucht und ein erbitterter Kampf um Macht und Reichtum beginnt. Wilhelm Pape (Tom Wlaschiha), getrieben von Gier, schreckt vor keinem Mittel zurück: Verrat, Betrug und die Enteignung der Lamberts treiben das Dorf an den Rand des Abgrunds. Nach dem mysteriösen Tod ihres Vaters muss Johanna den Familienwald verkaufen – ein folgenschwerer Schritt, denn Wilhelm beginnt dort sofort mit der Ölförderung. Doch Johanna gibt nicht auf. Mit unerschütterlichem Mut stellt sie sich Wilhelms Intrigen entgegen und vereint die Bauern des Dorfes gegen seinen Machthunger. Inmitten von Gewalt, Verrat und Hoffnungslosigkeit sucht Johanna nach Gerechtigkeit und kämpft um ihre große Liebe – und um das Überleben ihres Dorfes.
EPISODE 1: QUELLE
Im Jahr 1900 gerät die Bauernfamilie Lambert in finanzielle Not. Die 20-jährige Johanna verliert ihre Anstellung als Magd und soll für neue Arbeit ihre Heimat Richtung Stadt verlassen. Ihre Jugendliebe Richard Pape will das verhindern. Er vermutet Öl unter dem Lambert-Wald und will es fördern. Doch ein schwerer Streit lastet auf den Familien und Richards Vater, Wilhelm Pape, verbirgt dunkle Geheimnisse. Als Johannas Vater unter mysteriösen Umständen stirbt und Wilhelm sich dessen Wald aneignet, wächst in Johanna ein gefährlicher Verdacht – und sie droht im Spannungsfeld von Liebe, Gier und Verrat zerrieben zu werden.
EPISODE 2: ADER
Johanna will den Tod ihres Vaters aufklären, doch der korrupte Gendarm Theis blockiert die Ermittlungen. Bei dem zu Unrecht angeeigneten Wald der Papes sprudelt zum ersten Mal Öl aus den Fördertürmen und zieht internationales Interesse an. Der britische Ölhändler Tyler Robertson bietet Wilhelm Pape eine Partnerschaft an, aber Wilhelm lehnt ab und macht seinen Sohn Richard zum Platzmeister. Für Johanna, die um den Wald betrogen wurde, ein harter Schlag. Ihre Zweifel an Richards Loyalität wachsen. Die verzweifelten Bauern organisieren sich, doch Wilhelm antwortet ihnen mit einer blutigen Warnung.
EPISODE 3: Abgrund
Das Ölfeld der Papes wächst rasant. Die Arbeiter hungern, den Bauern fehlt sauberes Wasser. Richard will helfen und weist Johanna auf die Versteigerung eines Seegrundstücks hin, das das Frischwasser sichern könnte. Johanna mobilisiert die Bauern und findet mit Jakub einen engen Verbündeten unter den Arbeitern. Doch ein schwerer Arbeitsunfall erschüttert Johanna und das Dorf. Richard gesteht Johanna, dass er die Schuld am Tod ihres Vaters trägt.
FOLGE 4: DRUCK
Johanna findet mit Tyler einen neuen Verbündeten im Kampf gegen die übermächtigen Papes. Sie verliert die Versteigerung des Seegrundstücks zwar gegen Wilhelm, doch das kommt ihn teuer zu stehen. Elisabeth, Wilhelms Frau, wittert eine Intrige. Die Stimmen der Arbeiter und Bauern werden lauter, als ein Todesfall das Dorf erschüttert. Johanna stellt sich offen gegen Wilhelm. Der Druck auf ihn wächst. Seine Tochter Luisa plant mit dem Ölbohringenieur Max die Flucht. Richard erfährt von Theiss, dass er doch keine Alleinschuld am Tod von Johannas Vater trägt.
FOLGE 5: GLUT
Johanna und Jakub führen die Arbeiter in einen Streik, der von Wilhelm brutal niedergeschlagen wird. Der Pakt zwischen Johanna und Tyler Robertson droht zu scheitern. Ein Raubmord macht allen Absprachen ein Ende. Johanna bleibt keine andere Wahl, als Wilhelm mit seinen eigenen Mitteln zu zerstören: Sie ist fest entschlossen, Wilhelms Ölbohranlagen in Flammen aufgehen zu lassen.
EPISODE 6: Feuer
Richard will dem Terror seines Vaters ein Ende setzen und kämpft an der Seite von Johanna. In einem erbitterten Ringen will Johanna Wilhelms Ölimperium zu Fall bringen. Wilhelm enthüllt ihr das Geheimnis der Feindschaft der Papes mit den Lamberts. Eine folgenschwere Explosion zerstört Luisas Traum von der Flucht aus dem Dorf. Werden Johanna und Richard überleben… ?
BESETZUNG
JOHANNA LAMBERT | Harriet Herbig-Matten |
RICHARD PAPE | Aaron Hilmer |
WILHELM PAPE | Tom Wlaschiha |
LUISA PAPE | Lena Urzendowsky |
MARTHA LAMBERT | Jessica Schwarz |
ELISABETH PAPE | Henny Reents |
JAKUB MAZURAK | Slavko Popadic |
MAX JORDAN | Daniil Kremkin |
FELIX LAMBERT | Leo Knižka |
TYLER ROBERTSON | Marton Csokas |
GEORG LAMBERT | Peter Schneider |
EMMA ROBERTSON | Gwendoline Christie |
FRIEDEMANN BORN | Hinnerk Schönemann |
WALTER SCHRÖTER | Merlin Sandmeyer |
ARMIN THIES | Stephan Kampwirth |
PAUL PAPE | Julius Henri Busch |
FRITZ | Liliom Lewald |
OSCAR | Jakob Henri Garde |
ERNST POHL | Bernhard Conrad |
SOPHIA POHL | Paula Kober |
| u. v. a. |
STAB
REGIE | Nina Wolfrum |
| Tim Trachte |
HEADAUTOR | Justin Koch |
DREHBUCHAUTOREN | Thorsten Näter |
| Pamela Katz |
| Florian Vey |
BILDGESTALTUNG | Jörg Widmer |
| Andreas Köhler |
MUSIK
| Hans Zimmer (Komponist) |
| Aleksey Igudesman (Komponist und Koordination) |
| Alexandr Misko (Musiker - Gitarre) |
| Alois Eberl (Musiker - Akkordeon) |
CASTING
| Marion Haack |
| Deborah Congia |
| Cassandra Han |
KOSTÜMBILD | Mirjam Muschel |
SZENENBILD | Albrecht Konrad |
MASKENBILD | Anette Keiser |
| Nicole Axt |
| Andrea Dorn |
TON
| Torsten Többen-Jung |
SCHNITT | Friederike Weymar |
| Andreas Althoff |
HERSTELLUNGSLEITUNG | Gregori Winkowski |
PRODUKTIONSLEITUNG | Florian Nilson |
| Frederik Keunecke (NDR) |
EXECUTIVE PRODUCER | Dennis Becker (Kinescope) |
| Kirstie Macdonald und Andy Kim (FilmNation Entertainment) |
PRODUZENTEN | Matthias Greving |
| Kirsten Lukaczik |
REDAKTION | Donald Kraemer (NDR) |
| Diana Schulte-Kellinghaus (NDR) |
"Schwarzes Gold" ist eine Produktion der Kinescope Film in Koproduktion mit FilmNation Entertainment, Hero Squared (Ungarn) und 4Film im Weltvertrieb von The Fifth Season im Auftrag des NDR für die ARD. Die Produktion wurde unterstützt mit Mitteln der nordmedia – Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen, dem German Motion Picture Fund (GMPF), der MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, des FilmFernsehFonds Bayern und des Hungarian National Film Office. Der Großteil der Szenen wurde in der Lüneburger Heide im Museumsdorf Hösseringen und im Camp Reinsehlen bei Schneverdingen gedreht. Einige wenige Aufnahmen entstanden in Ungarn/ Budapest.
Für eine mitfühlende Frau wie Johanna Lambert ist Ungerechtigkeit schwer zu ertragen. Wer anständig lebt und fleißig arbeitet, sollte ein gutes Auskommen haben. Aber Betrug und Ausbeutung scheinen sich überall auszuzahlen. Als sie ihre Stelle als Magd verliert, droht ihr sogar der Umzug vom geliebten Land in die verhasste Stadt. Und es kommt noch schlimmer: Der Vater stirbt, der Familienwald muss verkauft werden. Dass die Familie dabei auch noch um die unter dem Wald liegenden Ölvorkommen geprellt wird, bringt das Fass zum Überlaufen. Jetzt kämpft Johanna doch. Als Johanna fast alles verloren hat, verliert sie auch ihre Skrupel. Dabei droht sie aufs Spiel zu setzen, was einmal das Wichtigste für sie war: Mitgefühl und Menschlichkeit.
„Die Welt braucht mehr junge wütende Frauen“
„Schwarzes Gold“ ist eine internationale High-End-Serie. Haben Sie großen Druck gespürt, der auf Ihnen als Hauptdarstellerin lastet?
Ich habe am Set gespürt, dass es ein großes Team und ein großer Aufwand war. Zum Glück wurde der Druck aber von mir ferngehalten, sodass ich einfach meine Arbeit machen und mich in der Rolle entfalten konnte. Für mich bestand die Herausforderung mehr darin, eine so ganz andere Rolle zu spielen als die Schülerin Ruby Bell in der Serie „Maxton Hall“. Aber das ist es ja, was ich an diesem Job so liebe, in unterschiedliche Rollen zu schlüpfen, von einer neuen Figur zu lernen und an ihr zu wachsen.
Ist es für Sie als Schauspielerin ein besonders Vergnügen, historisch zu drehen?
Ja, definitiv. In „Schwarzes Gold“ haben alle Departments, Kostüm, Maske, Ausstattung, eine unfassbar schöne Arbeit gemacht. Wir hatten ja eigentlich fast nur zwei feste Drehorte, das Museumsdorf und das Ölbohrfeld, das in drei unterschiedlichen Phasen unglaublich detailreich aufgebaut wurde. Wir haben an den Drehorten richtig gelebt, irgendwann kannten wir die Orte in- und auswendig und fühlten uns sicher und frei. Diese Freiheit hat mit sehr geholfen, in die Zeit um 1900 und in meine Rolle einzutauchen – und mir keine Gedanken darüber zu machen, ob mein Make-up aufgefrischt werden müsste oder die Haare sitzen.
Haben Sie für die Rolle reiten und schießen gelernt?
Ich konnte zum Glück schon etwas reiten, musste es nur auffrischen. Dazu kamen Schieß- und Kampfszenen, die neu für mich waren, aber viel Spaß gemacht haben. Das Schauspielerische habe ich mit einem Coach vorbereitet. Es ging zunächst darum, sich in der historischen Zeit zurechtzufinden. Dann habe ich mich darauf konzentriert, mir die Rolle zu eigen zu machen, diese Kraft und Wut zu spielen, die meine Figur Johanna in sich trägt. Diese Eigenschaften waren mir total neu. Wir haben uns zum Glück alle am Set gegenseitig unterstützt und sehr viel geholfen.
Wie wird aus der Bauerstochter Johanna eine Kämpferin gegen Umweltzerstörung, Mord und Korruption?
Als in ihrem Dorf Öl entdeckt wird, findet man ihren Vater tot auf. Johanna ist überzeugt, dass er ermordet wurde. Zu Beginn verliert sie alles, was ihr lieb und teuer ist: ihre Familie, ihr Zuhause, ihre Jugendliebe. Ihr Leben gerät aus den Fugen, aber je mehr Schicksalsschläge sie erleidet, desto mehr wächst in ihr die Kraft, gegen die Lügen und Ungerechtigkeiten aufzubegehren. Johanna kämpft gegen das, was das Öl mit den Menschen anrichtet. Sie stellt sich gegen die Gier und das skrupellose Streben nach Macht. In der damaligen Zeit hatten Frauen so gut wie nichts zu sagen. Ich finde die Figur so spannend, weil sie lernen muss, härter zu werden, um sich in der Welt der Männer durchzusetzen. Denn es sind vor allem die Männer, die von Reichtum und Macht wie besessen sind.
Greift die Serie Themen auf, die für Sie noch heute Bedeutung haben?
Alle Themen in der Serie sind so relevant wie eh und je – Umweltschutz, Machtmissbrauch, Gleichberechtigung, Liebe, Zusammenhalt. Umso wichtiger ist es, davon in den unterschiedlichsten Formen immer wieder neu zu erzählen und aufzuklären. Einen großen Stellenwert hat der feministische Aspekt, dass Johanna sich als junge Frau gegen die Macht der Männer auflehnt und für ihre Rechte kämpft. Von wütenden Frauen wie Johanna könnten wir heute mehr gebrauchen. Um es mit den Worten von Greta Thunberg zu sagen: „I think the world needs a lot more young angry women.“ So wie Johanna.
Richard Pape kämpft um die Anerkennung seines herrischen Vaters. Dass Richard sich auch um Johanna bemüht, in die er seit Kindertagen verliebt ist, ist dem Vater ein Dorn im Auge. Aber wie wäre es, wenn aus der Verbindung der verfeindeten Familien etwas Gutes entstehen könnte? Richard verfolgt einen Plan: Die Ölvorkommen unter den Ländereien könnten beide Familien reich machen. Als Richard bei Johannas Vater Georg Lambert um ihre Hand anhält, läuft die Situation aus dem Ruder. Wilhelm Pape, sein Vater, sieht den Weg geebnet zu unermesslichem Reichtum, der Weg zu Johannas Herz dagegen scheint verschüttet.
„Ich habe immer davon geträumt, einmal einen Cowboy zu spielen“
Haben Sie sich mit der Rolle einen Kindheitstraum erfüllt?
Ich habe mir schon immer gewünscht, eines Tages auf Pferden im Film zu reiten, und träumte davon, einen Jockey zu spielen oder einen Cowboy. Dieser Wunsch rührte auch daher, dass mein Vater aus Australien kam und mein Urgroßvater noch im klassischen Sinn als Cowboy auf einer Ranch gearbeitet hat. Als ich ein Kind war, hat mein Vater mir immer von den wilden Zeiten in Australien erzählt. Sie waren in unserer Familie allgegenwärtig. Ich habe auch viele Westernfilme geschaut und war schon als Kind ein großer Fan von Serien wie „Fury“ oder „Lassie“. Deshalb habe ich mich total gefreut, als ich zum Casting eingeladen wurde. Diese Rolle wollte ich unbedingt.
Ist Reiten und dabei Spielen eine ganz eigene Kunst?
Ich habe zum Glück früher Pferdesport betrieben und viel Zeit im Sattel verbracht. Es hat riesigen Spaß gemacht, dieses Können auch einmal als Schauspieler anwenden zu können. Witzigerweise hieß mein Filmpferd auch noch Aaron wie ich, und mein Stuntdouble trug wirklich den Namen Aaron Pape, also zusätzlich den Nachnamen meiner Rollenfigur. Es war wie verhext!
Hat Sie das aufwendige Setting des Films beeindruckt?
Ich kann mich noch gut erinnern, wie wir zum ersten Mal die Location des Ölbohrfeldes besichtigt haben. Da war der Hauptset noch ein riesiger Autoparkplatz. Alles war mit Bändern abgesperrt. Ich hörte, wie die Ausstatter sagten, hier kommt ein Ölbohrturm hin, da eine weitere Anlage, dort eine Öllache, aber wir konnten beim Proben nichts davon sehen. Und dann, zwei Monate später, standen wir plötzlich in einem gigantischen Ölbohrfeld, das bis ins kleinste Detail ausgestattet war. Die Türme sahen nicht nur wahnsinnig authentisch aus, sie funktionierten sogar. Die Pumpen förderten wirklich Öl aus Kanistern zutage. Das Setting half uns sehr, ins Spiel zu kommen, und unsere Welt, in der wir heute leben, für eine Weile auszublenden. Beim Drehen des Showdowns spielten wir in öldurchtränkten Klamotten. Es war echt eine coole Zeit.
Die Serie erzählt auch ein Vater-Sohn-Drama. Welche Konflikte tragen die beiden aus?
Aus anfangs für die Zuschauenden unerfindlichen Gründen hat Wilhelm Pape etwas gegen die Beziehung seines Sohnes Richard mit der Magd Johanna. Ihre Liebe treibt ihn zur Weißglut. Der gewalttätige Vater schubste Richard, als er noch ein Kind war und Johanna näherkam, einen Heuboden hinunter, wobei er sich so schwer an der Hüfte verletzte, dass er für immer humpelt. Wilhelm ist total davon getriggert, dass sein Sohn nicht der gesunde, starke Erbe ist, der den Hof übernehmen wird. Es macht ihn wütend, dass Richard so belesen ist, ein Visionär und Erneuerer, der für eine Welt ohne Armut und Hunger kämpft, in der das Öl so genutzt wird, dass es allen im Dorf zugutekommt und nicht nur einigen wenigen. Im Grunde ist es die Geschichte einer Abnabelung. Richard begreift nach und nach: Ich bin nicht so wie mein Vater, ich sehe die Dinge anders!
Die Serie greift Themen auf, die uns noch heute umtreiben: Frauenrechte, Naturschutz, Ausbeutung. Was macht Ihre Figur so modern?
Ich glaube, wenn Richard in unserer Zeit leben würde, dann wäre er ein junger Wissenschaftler, der seine Erkenntnisse dafür einsetzt, die ältere Generation zum Umdenken und zu anderem Handeln zu bewegen. Er würde den Älteren sagen, verschließt nicht länger eure Augen vor dem Klimawandel und hört mehr auf die jungen Leute, die um ihre Zukunft auf der Erde bangen. Man könnte die Geschichte von „Schwarzes Gold“ wie eine Schablone auf die heutige Zeit legen. Die Themen wiederholen sich fast. Das ist eine schmerzhafte Erkenntnis, und ich hoffe, dass die Serie dazu beitragen kann, sich neu zu hinterfragen.
Wilhelm Pape führt seinen Hof als Patriarch. Er ist für die großen Entscheidungen verantwortlich, seine Frau Elisabeth leitet im Hintergrund das Geschäftliche. Aber seine Autorität hat einen Makel. Er verdankt seinen Aufstieg der Mitgift seiner Frau. Wenn er nur beweisen könnte, dass er in der Lage ist, die Familie zu noch größerem Reichtum zu führen. Darüber wächst die Gier in seiner Seele und wird zu seinem Hauptantrieb. Wilhelm ist nicht glücklich über Richard, der sich zu Johanna Lambert hingezogen fühlt. Als er sich die Ölvorkommen gesichert hat, die eigentlich den Lamberts zugestanden hätten, steigt er zum Ölmagnaten auf.
„Ein guter Schurke ist nie nur böse“
Bringt Ihre Figur alles mit, was einen großen Westernschurken ausmacht?
Den Schurken zu spielen, ist dann eine besondere Freude, wenn er eine vielschichtige Figur ist. Ein guter Schurke ist ja nie nur böse. Wilhelm Pape ist der wohlhabendste Bauer vor Ort, und das nicht ohne Grund, sondern weil er seit vielen Jahren geschickt Geschäfte macht, ein Stück skrupelloser ist als seine Mitmenschen und seine Interessen knallhart durchsetzt. Aber er tut alles in dem menschlich nachvollziehbaren Gedanken an seine Familie, um deren Reichtum zu mehren und das Fortkommen der nächsten Generation zu sichern.
Welche Kräfte werden in Wilhelm Pape entfesselt, als in seinem Dorf Öl gefunden wird?
Als sich die Chance ergibt, in unglaublich kurzer Zeit noch viel reicher zu werden, treten bestimmte Charaktereigenschaften besonders hervor. Wilhelm will seinen Claim abstecken, koste es, was es wolle. Die Gier, die das Öl in ihm entfacht, geht mit einer gewissen Blindheit einher. Weil er plötzlich nicht mehr alles wahrnimmt, was um ihn herum vorgeht, sondern nur noch das eine Ziel vor Augen hat. Doch er ist auch ein Opfer seiner Umstände. Ich finde es sehr spannend, dass die Serie das Tableau einer klar strukturierten Dorfgemeinschaft erzählt, über die anno 1900 unerwartete Entwicklungen hereinbrechen. Wilhelm agiert in dieser Umbruchzeit nicht unbedingt weitblickend, aber sein Horizont geht immer noch weiter als der seiner Nachbarn. Er ist bauernschlau.
Die Rolle des Attentäters Jaqen H’ghar in „Games of Thrones“ hat Sie international bekannt gemacht. Lieben sie Actionfiguren?
Das Interessante an der Rolle war, dass viele Zuschauer gedacht haben, ich hätte als Attentäter eine Menge Leute zur Strecke gebracht. In Wahrheit ist alles nur in ihren Köpfen passiert. Weder reite ich, noch bringe ich jemanden um. Eigentlich stehe ich da nur rum und spreche. Ob ich in „Schwarzes Gold“ endlich reiten durfte? Sagen wir einmal, ich habe auf dem Pferd gesessen. Wir hatten super Reittrainer und Stuntleute, mit denen wir die Szenen choreografiert haben. Ansonsten hoffe ich auf den Schnitt, damit es am Ende so aussieht, als hätte ich mein ganzes Leben nichts anderes gemacht, als im Sattel zu sitzen.
Wie gefiel Ihnen die hochwertige Inszenierung der Serie?
Ich kann wirklich sagen, dass wir ein großartiges Team hatten. Die Ausstattung war toll, die Locations waren überwältigend, da stimmte jedes Detail, und die Kostüme waren sorgfältig recherchiert und gefertigt. Solche Faktoren sind bei einer historischen Serie entscheidend. Als Schauspieler kommt man immer erst dann ans Set, wenn schon alles fertig ist. Für mich war es wie ein Abtauchen in eine andere Welt.
Luisa Pape will vor allem raus aus der Enge des Heidedorfs, der Enge der elterlichen Vorstellungen, der absurden Fehde zwischen den Papes und den Lamberts – Johanna ist schließlich ihre Freundin. Arbeiten muss sie zwar nicht, denn die Familie ist wirtschaftlich auf dem aufsteigenden Ast, aber was nützt ihr das? Vater Wilhelm ist ein Tyrann, Mutter Elisabeth hat nur den gesellschaftlichen Aufstieg im Blick. Wie also kann sie hier wegkommen, wenn die arrangierte Heirat sich als ein strategischer Schachzug und eine grausige Sackgasse herausstellt und nicht die erhoffte Loslösung vom Elternhaus bietet? Also keine halben Sachen: Was könnte vielversprechender sein, als mit Max, einem Ölbohringenieur, nach Amerika auszuwandern?
„Ich bin da relativ angstfrei”
Eine deutsche Westernserie, die in der Lüneburger Heide spielt: Kam Ihnen das Projekt anfangs nicht ziemlich verwegen vor?
Ich bin da relativ angstfrei, was neue Formate angeht, und freue mich immer, wenn in Deutschland etwas Neues ausprobiert wird, was es so in der Kombination noch nicht gegeben hat. Außerdem finde ich es immer spannend, sich mit der deutschen Geschichte zu befassen. Ich wusste gar nicht, dass in der Lüneburger Heide so viel Öl unter der Erde lag. Reizvoll war es auch, sich mit der menschlichen Gier zu befassen und mit der Frage, wie Klassenunterschiede und gesellschaftliche Konventionen das Leben der Menschen prägen.
Luisa wird von ihrem reichen Vater mit einem anderen Bauern verheiratet. Warum begehrt sie nicht dagegen auf?
Was Luisa erlebt, ist das klassische Schicksal einer Tochter aus wohlhabendem Haus zu jener Zeit. Sie ist keine Person, die sofort aufbegehrt und auf den Tisch haut, sondern bleibt erst einmal stumm in ihrer Rolle verhaftet. Wie alle Frauen in ihrem Umfeld hat sie früh gelernt, sich mit einer Situation zu arrangieren. Ein Mann, der nett zu ihr ist und genug Geld hat, damit es ihr an nichts mangelt, das ist ihr vorgegebener Lebensentwurf. Ich finde es interessant, dass Luisa sich erst in dem Moment zu wehren beginnt, als sie sich zum ersten Mal verliebt, und zwar in einen anderen Mann, der ihr zuhört und zärtlich ist und den sie schrecklich vermissen würde, wenn sie nicht beginnt, sich gegen ihr Schicksal zu stemmen. Dadurch entdeckt sie Dinge, die für uns heute selbstverständlich sind, und gewinnt einen ganz anderen Blick auf die Welt.
Träumt Luisa davon auszuwandern, so wie Millionen andere zu dieser Zeit?
Sie liest eine Menge und hat eine blühende Fantasie. Weil sie im Gegensatz zu ihrer Freundin Johanna nicht auf dem Feld arbeiten muss, verbringt sie viel Zeit damit, sich vorzustellen, wie es wohl außerhalb der Lüneburger Heide aussehen könnte. Sie träumt still und leise davon, mit Max die Welt zu entdecken. Aber sie muss lernen, dass sie für ihre Träume auch kämpfen muss.
Welche Bedeutung hat dieses Projekt für Sie als Schauspielerin?
Ich habe oft Figuren gespielt, die aus einer prekären sozialen Situation kommen und es gewohnt sind, für etwas zu kämpfen. Umso schöner war es für mich, in der Serie eine junge Frau aus einem wohlhabenden Hause zu spielen. Ich habe schon einige historische Filme gedreht, bin aber selten über die 80er-Jahre hinausgekommen. Allein in die Kostüme zu schlüpfen, hat schon so viel Spaß gemacht. Jedes einzelne Kleidungstück, das Luisa trägt, wurde für mich maßgeschneidert. Immer wenn ich drehfertig ans Set kam, hatte ich das Gefühl: Wow, ich bin in eine andere Zeit eingetaucht – und in eine andere Persönlichkeit.
Wie steht es um Ihre Reitkünste?
Als Berliner Stadtkind dachte ich immer: Ich bin kein Pferdemädchen. Es hat sich aber das Gegenteil herausgestellt. Ich habe es geliebt, mit den Pferden zu arbeiten. Man hört ja immer, die schwierigsten Szenen für Schauspieler sind „walk and talk“. Aber „ride and talk“ ist auf jeden Fall das nächste Level. Alle Tiere waren sehr gut trainiert, trotzdem konnte es mal passieren, dass ein Pferd lieber die Blätter von einem riesigen Baum essen wollte, unter dem es stand, anstatt auf unsere Bitte endlich loszutraben. Da haben wir die Szenen eben ein bisschen an die Stimmung der Pferde angepasst.
Als Magd ist Martha auf den Bauernhof von Georg Lambert gekommen, als Ehefrau führt sie nun gemeinsam mit ihm den Hof. Stets hat sie sich gleichberechtigt behandelt gesehen, sie haben sich verliebt, geheiratet, Kinder bekommen. Martha will, dass ihre Lebenswelt so bleibt, wie sie ist. Aber mit Georgs Tod, gerät alles ins Wanken. Johanna verkauft den Wald der Familie, die Erdölindustrie bricht sich Bahn und bedroht die bäuerlichen Existenzen. Gemeinsam mit den anderen Bauersfrauen nimmt Martha den Kampf an. Sie lernt, dass man Regeln brechen und manchmal sogar seine eigenen Gesetze schaffen muss.
„Ich finde es großartig, dass die Serie so viele starke Frauenfiguren hat“
Sind die Bedingungen in der Lüneburger Heide, unter denen die Bauersfrau Martha um 1900 lebt, heute kaum mehr vorstellbar?
Martha bestellt mit ihrem Mann ein kleines Feld und besitzt ein paar Schafe. Im Grunde lebt sie von der Hand in den Mund. Mit den ersten Sonnenstrahlen steht sie auf, mit den letzten geht sie ins Bett. Hin und wieder führt sie am Zaun ein kurzes Gespräch mit den Nachbarn, und einmal im Jahr macht sie sich ein bisschen schön fürs Erntedankfest, ansonsten besteht ihr Leben aus harter Arbeit. Und als dann der Mann wegfällt, muss sie allein ihr Hab und Gut und ihre Kinder beschützen und noch härter um ihre Existenz kämpfen. Die Zuschauer können mich in der Serie einmal ganz anders sehen. Nicht mit ständig aufgefrischtem Make-up, sondern immer schmutzig im Gesicht, mit wilden, verlotterten Haaren und in schäbiger Kleidung. Ich sehe rollenbedingt etwas älter aus. Aber ich bin glücklich, dass ich hier ein anderes Bild von mir zu zeigen konnte.
Aus der geplagten Bäuerin wird eine Kämpferin gegen die Ausbeutung der Natur und der Menschen. Was treibt sie an?
Martha sieht relativ schnell, welche massiven Schäden die Ölindustrie in ihrem Dorf anrichtet. Das Ackerland wird zerstört und für die Landwirtschaft für immer unbrauchbar. Sie kämpft dafür, dass die Felder nicht vollständig für die Ölförderung genutzt und wieder instandgesetzt werden. Und sie streitet dafür, dass die Bauern ihren Anteil bekommen, wenn Öl gefunden wurde, oder eine Entschädigung enthalten, wenn erfolglos gebohrt wurde. Dass Martha sich zu einer Art Aktivistin wandelt, hat viel mit ihrer Tochter Johanna zu tun, die sich gegen die Ölbarone auflehnt und ihre Mutter mitreißt. Wahrscheinlich schlummerte aber schon immer eine große Kraft in Martha, und es war toll zu spielen, wie diese einfache Frau ihren Mut zusammennimmt und aus ihrem Alltag ausbricht. Man muss ja wissen: Um 1900 hatten die Männer das Sagen. Frauen durften ohne Erlaubnis des Mannes nicht arbeiten und keine Verträge unterschreiben.
Was macht Martha zu einer modernen Frauenfigur? Was hat sie uns heute zu sagen?
Sie sagt uns, dass man als Frau mehr Kräfte in sich trägt, als man denkt. Es kann im Leben immer etwas passieren, sodass man plötzlich auf sich allein gestellt ist. Martha ist ein Beispiel dafür, dass man nicht den Mut verlieren sollte zu lernen, wie man es auch allein schaffen kann. Und wie viel man erreichen kann, wenn man sich mit anderen zusammenschließt. Ich finde es großartig, dass die Serie so viele starke Frauenfiguren hat, die unserem heutigen Bild gerecht werden.
Sie sind westernerprobt. Im Kinofilm „Das Kanu des Manitu“ sieht man Sie hoch zu Ross. Sind Sie eine geübte Reiterin?
Tatsächlich habe ich sehr früh angefangen zu reiten. Doch anders als in Bully Herbigs neuer Komödie durfte ich in „Schwarzes Gold“ nicht im Sattel sitzen, was mich sehr traurig gemacht hat. Ich durfte nur zuschauen, wie alle anderen ständig auf- und wieder abgestiegen sind. Es war eine Katastrophe für mich! Aber meine Rolle ließ es einfach nicht zu. Wie hätte sich Martha ein Pferd leisten sollen? Dafür konnte ich mit anderen Tieren arbeiten: mit meinen wunderbaren dicken, flauschigen, weißen Schafen.
Elisabeth Pape ist als Tochter einer großbäuerlichen Familie Wohlstand gewohnt. Elisabeth hat unter ihrem Stand geheiratet und dem weit weniger gut gestellten Wilhelm mit ihrer Mitgift seinen Aufstieg zu einem wohlhabenden Bauern ermöglicht. Dabei hat sie allerdings die Fäden in der Hand behalten, denn von Zahlen und Buchhaltung versteht sie so viel, dass sie heute nicht nur den Haushalt führt, sondern auch die Finanzen des großbäuerlichen Hofes regelt. Als Wilhelm zum Ölunternehmer aufsteigt, träumt Elisabeth davon, den nächsten gesellschaftlichen Schritt zu machen und Anschluss an den bürgerlichen Stand zu finden. Zimperlich ist sie dabei nicht.
„Sie ist eine hochmoderne Frau“
Elisabeth Pape ist für mich eine Frau, die ihrer Zeit weit voraus ist. Sie denkt unternehmerisch, vorausschauend und lässt sich nicht in die enge Rolle drängen, die man Frauen um 1900 zugestand. Auch wenn das nach außen nicht offen benannt wird, führt sie faktisch den Hof und die Geschäfte – kompetenter als ihr Ehemann, den sie nicht nur finanziell stützt, sondern auch in seinem gesellschaftlichen Aufstieg mitträgt. Das Spannende an ihr ist diese Ambivalenz: Nach außen wahrt sie die Konvention. Sie will ihre drei Kinder standesgemäß verheiraten, würde alles tun, um ihre Familie zu schützen und abzusichern. Gleichzeitig ist sie innerlich längst in einer anderen Zeit angekommen, in der Stärke, Strategie, Weitblick und unternehmerischer Geist keine männlichen Privilegien mehr sind. Im Spiel war mir wichtig, Elisabeth nicht als bloß starke Frau zu zeigen, sondern als verletzbare Figur mit Haltung. Sie sagt, was sie denkt. Ihre Bissigkeit kommt nicht aus Härte, sondern aus Erfahrung. Sie ist keine Heldin im klassischen Sinne – sie offenbart Widersprüche, zeigt ihre Verletzungen und trägt Verantwortung. Genau das wollte ich zeigen. Ich mag es, mich an Figuren wie dieser abzuarbeiten – Frauen mit Ecken und Kanten und echter Tiefe. Elisabeth Pape ist kein Abziehbild. Sie ist klug, unbequem, echt – und gerade deshalb hochmodern.
Als Wanderarbeiter findet Jakub Mazurak Arbeit auf Wilhelm Papes Ölbohrfeld. Die Bedingungen sind ausbeuterisch, aber der gute Boxer Jakub kann sich durch Kämpfe etwas dazuverdienen. Mit Johanna versteht er sich schnell, sie teilen einen ausgeprägten Gerechtigkeits- und Familiensinn. Auch wenn in der allgemeinen Goldgräberstimmung der Egoismus blüht, schließt er sich Johannas Kampf gegen das Unrecht an, das Wilhelm ihrer Familie angetan hat. Als Johanna und Jakub die Arbeiter gegen Wilhelm aufwiegeln, gehen sie ein hohes Risiko ein.
„Er bietet den Öl-Herren die Stirn“
Niemand verlässt gerne seine Heimat. Das weiß ich von meinen Eltern, die in den 90er-Jahren mit meinem kleinen Bruder und mir aus Jugoslawien geflohen sind. Man geht, weil man muss. Jakub, der Wanderarbeiter, will in der jungen Ölindustrie Geld verdienen. Er ist voller Hoffnung, in der Fremde ein besseres Leben zu führen. Die anderen Arbeiter auf dem Bohrfeld, die wie er auf Wanderschaft sind, werden zu seiner Ersatzfamilie. Die Arbeit ist hart, die Bedingungen sind katastrophal. Die Menschen werden ausgebeutet und leiden Hunger, weil es nicht genug zu essen gibt. Aber Jakob hat nichts zu verlieren. Er traut sich, den Öl-Herren die Stirn zu bieten, und findet in Johanna eine Seelenverwandte im Kampf gegen die Missstände. Wofür Jakub eintritt? Er kämpft für diejenigen, die beim Öl-Rausch in der Lüneburger Heide am kürzesten kommen. Und das sind die meisten.
Tyler Robertson ist ein Mann mit vielen Talenten. Seine charmante Art, seinen blitzgescheiten Verstand und sein Talent zur Täuschung setzt er gewinnbringend ein, um seine Auftraggeber zufriedenzustellen. Er hat die Welt bereist und dabei seinen Geschäftssinn geschärft und gelernt, Menschen richtig einzuschätzen. Tyler weiß, wann welche Allianzen von Vorteil sind, auch im Ölförderungsgeschäft in der Lüneburger Heide. Wilhelm Pape ist zu sehr auf seinen eigenen Vorteil bedacht, da kommt Tyler nicht weiter. Aber Papes erbitterte Feindin Johanna Lambert könnte die richtige sein. Ob sie am Ende wirklich das gleiche Ziel verfolgen, sei mal dahingestellt. Hauptsache das Öl sprudelt.
„Verkörperung des Techno-Feudalismus“
Tyler Robertson ist für mich die Verkörperung des Techno-Feudalismus in der Moderne. Er verfügt über Charme und eine reptilienhafte Intelligenz, die das, was er tut, in einem guten Licht erscheinen lässt. Er tritt elegant gekleidet auf, mit einem Sinn für kultivierte Raffinesse. Er ist ein Familienmensch, der seine Frau und seine Kinder liebt und offen ist für die Stärke der Frauen und ihre Rechte. Er empfindet Mitgefühl für die junge Magd Johanna, als wäre sie seine Tochter, und unterstützt sie in ihrem Kampf gegen den reichen Großbauern, als hätte sie in ihm einen Verbündeten. Die spannende Frage ist, ob er seinen Reichtum und seine Privilegien für die Menschen in der Lüneburger Heide einsetzt, wie es den Anschein hat, oder ob er seine eigene Gewinnagenda verfolgt, die er als Fortschritt und Wohlstand für alle tarnt. Zu seiner Zeit erkennt Robertson vielleicht nicht das globale Ausmaß der Schäden durch die Ölindustrie, aber er ist sich sicherlich der Verschmutzung der Heidelandschaft und der moralischen Korruption bewusst, die mit dem „Schwarzen Gold“ über die Gemeinschaft hereinbricht.
Für den Ölbohringenieur Max Jordan scheint Wilhelm Pape zunächst der ideale Partner zu sein. Max hat einen Bohrmeißel entwickelt, den er in Serie produzieren möchte, um seine Auswanderung nach Baku zu finanzieren. Wilhelm Pape hat große Ölvorkommen, Geld und Bedarf an Bohrtechnik. Doch Max muss bald erkennen, dass Pape ihn nur hinhält. Max verliebt sich in Luisa Pape. Benutzt sie ihn nur, um die drohende Zwangsheirat zu vermeiden? Sein Verdacht zerstreut sich, sie beweist ihm ihre Liebe und besorgt ihm Geld für seinen Meißel. Nun könnten sie gemeinsam das elende Dorf verlassen ...
„Er warnt vor den Schäden, aber niemand hört auf ihn“
Als Ingenieur glaubt Max fest daran, dass die neue Ölindustrie etwas zum Wohl der Gesellschaft beitragen könnte. Aus Öl Energie zu gewinnen, könnte vielen Menschen ein besseres Leben ermöglichen. Damals ahnten wohl nur wenige, dass es in naher Zukunft zu einem CO2-Problem kommen sollte. Er interessiert sich nicht für das Geld, dass sich mit dem Öl verdienen lässt, er will Gutes schaffen und die Gesellschaft als Ganzes voranbringen. Aber Max ist auch Geologe. Er erkennt, welche Umweltschäden die Industrie anrichtet, und erfindet deswegen ein neues Bohrverfahren, das die Ressourcen schont. Ich finde es spannend, dass Max schon als junger Mensch den Mut gefunden hat, als Freelancer seinen eigenen Weg zu gehen. Er glaubt an sich selbst, an sein Wissen und seine Fähigkeiten, auch Rückschläge halten ihn nicht davon ab, seine Träume zu verwirklichen. Und er bringt als Fremder etwas Sinnliches in dieses Dorf mit. Er stellt sich als Wissenschaftler nicht auf eine höhere Stufe als die Arbeiter auf dem Ölfeld, mit denen er zusammen etwas erreichen will, und er hat ein offenes Ohr für die Bedenken der Bauern, die Angst um ihre Felder haben. Max warnt alle vor den Verheerungen der Ölindustrie, aber niemand hört auf ihn. Das macht ihn tragischerweise zu einer sehr zeitgenössischen Figur. Heute mahnen Klima- oder Meeresforscher allerorten, dass es so nicht weiter gehen kann, aber ihre wiederholten Warnungen vor den teils irreversiblen Schäden werden von der Politik nicht ausreichend beachtet. In den Machtspielen der großen Männer bleiben die Wissenschaft und ihre Werte auf der Strecke. Unsere Serie über den Ölrausch in der Heide zeigt auch sehr aktuell, wohin es führt, wenn es allen nur darum geht, ihre Profite zu maximieren.
Emma Robertson ist eine angesehene Frau der Gesellschaft. Im Büro ihres Mannes Tyler mitten in der Heide wirkt sie zwar fremd, aber ihm ist sie nah, sogar wenn sie in England allein die gemeinsamen Geschäfte führt. Emma und Tyler sind einander ebenbürtig und wissen, dass die gelegentliche Distanz ihre Beziehung nicht schwächt, sondern stärkt. Ihre gemeinsame Zeit macht das umso wertvoller. Und jetzt ist sie hier und lernt nach anfänglicher Ablehnung die Gegend und ihre Menschen zu schätzen. Vor allem Johanna beeindruckt sie, und genau wie Johanna stellt sie die herrschenden Machtverhältnisse in Frage. Als Tyler ausfällt, tritt sie an seine Stelle – nicht als bloßer Ersatz, sondern zu ihren eigenen Bedingungen. Emma will nicht einfach nur erhalten, was ihr Mann aufgebaut hat – sie ist bereit, es neu zu definieren.
Sie macht den Männern klar, wie klein ihre Welt ist.
Emma passt definitiv nicht in die Welt, in die sie eintritt. Die Lüneburger Heide im Jahr 1900 ist von Traditionen bestimmt und von Männern dominiert. Emma kommt aus einem völlig anderen Leben – sie hat in London gelebt, ist gereist, hat ihre Kinder alleine großgezogen. Sie macht kein großes Aufsehen, aber allein durch ihre Anwesenheit verunsichert sie die Männer um sie herum. Sie macht ihnen klar, wie klein ihre Welt wirklich ist und wie destruktiv ihre Ambitionen sind. Sie übernimmt das Öl-Geschäft ihres Mannes nicht im herkömmlichen Sinne. Was sie tut, ist viel interessanter – sie hält ihm einen Spiegel vor. Sie konfrontiert Tyler damit, was aus ihm geworden ist. Und indem sie stillschweigend zu den Frauen steht – den Bäuerinnen, die normalerweise übergangen werden –, verlagert sie die ganze Geschichte auf eine neue Ebene. Ich finde es toll, dass die Serie „Schwarzes Gold“ die Vergangenheit nicht beschönigt. Sie sagt nicht: Schaut, wie weit wir gekommen sind, sondern: Schaut, wie viel noch immer gleich ist. Es geht um Macht und Ressourcen, darum, wer gewinnt und wer untergeht. Die Ölfelder sind ein Symbol für so vieles: Kapitalismus, Kolonialismus, Geschlechterpolitik, sogar das Klima. Emma wirkt modern, weil sie sich nicht festlegen lässt. Sie war schon so vieles: Mutter, Schriftstellerin, Geliebte, Witwe. Sie ist komplex, unsentimental und nimmt das, was wichtig ist, ernst. In ihrem Herzen steht sie für Würde und Wahrheit. Sie gibt sich nicht Illusionen hin – aber sie glaubt an Anstand. Und wenn sie sieht, dass dieser mit Füßen getreten wird, schreitet sie ein. Leise, aber entschlossen.
Seine Geschichte hat Georg Lambert demütig gemacht. Er entstammt einer Hugenottenfamilie, die vor der Verfolgung aus Frankreich in die norddeutsche Tiefebene geflüchtet ist. Als Calvinist hat Georg eine strenge Arbeitsauffassung, ist genügsam und ein liebevoller Ehemann und Vater. Schon immer hat seine Familie von ihrem Ackerland und ihren Schafen gelebt. Es nagt allerdings schwer an ihm, dass er ihr jetzt kaum noch das nötige Auskommen sichern kann. Georg baut darauf, dass die Bauern des Dorfes in harten Zeiten zusammenhalten. Nur mit Wilhelm Pape macht er keine Geschäfte, eine alte Familienfehde. Johannas Zuneigung zu Richard sieht er skeptisch. Dann verliert die Familie ihre Schafherde und steht vor dem Nichts. Trotzdem will er seinen Wald nicht an die Papes verkaufen, obwohl es ihr Überleben sichern würde.
„Mich fasziniert es immer, nicht nur eine Geschichte, sondern gleich eine ganze neue Welt zu kreieren.“
Die Serie „Schwarzes Gold“ spielt um 1900. Wollten Sie eine Musik schaffen, die zugleich modern und historisch authentisch ist? Haben Sie sich von der Musik dieser Zeit inspirieren lassen?
Von Anfang an war es unser Ziel, diese beiden Welten so zu verweben, dass man nicht mehr sagen kann: Ist das 1899 oder ist das heute? Wir haben den „Maple Leaf Rag“, das populärste Stück jenes Jahres, genommen und beschlossen: Wir verlangsamen es, verdunkeln es, und lassen es nach Öl atmen. Uns ging es nicht darum, historische Authentizität um jeden Preis zu rekonstruieren, sondern etwas zu erschaffen, das sich wahr anfühlt. Wir nehmen den Geist der Zeit und lassen ihn durch eine moderne, fast filmische Linse leuchten.
Was hat Sie an dem Projekt gereizt? Hat Sie die Geschichte berührt? Was verbinden Sie mit einem deutschen Western?
Mich fasziniert es immer, nicht nur eine Geschichte, sondern gleich eine ganze neue Welt zu kreieren, auf musikalische Art und Weise. Plötzlich kann man die Lüneburger Heide wie eine emotionale Prärie sehen. Die Historie, das Öl, die Korruption, das ist alles spannend, aber es sind die menschlichen Schicksale, die einen fesseln. Aleksey Igudesman findet immer die richtigen Musiker, um diesen Momenten Leben einzuhauchen, und dieses Mal haben wir ein echtes Dreamteam zusammengestellt. Es ist der Staub und die Rauheit des Westerns, aber verwurzelt im deutschen Boden – das Akkordeon statt des Banjos, der Ölbohrturm statt der Dampflok. Es ist vertraut und fremd zugleich. Genau das macht es spannend: Man hört ein bekanntes Genre, aber in einer Stimme, die man so noch nie gehört hat.
In den Klassikern des Western-Genres ist die Musik oft groß, orchestral, offen und weit wie die Prärie. Welches Hauptmotiv haben Sie für diese Westerndramaserie in der Lüneburger Heide entwickelt?
Es läuft alles auf unser B–La–C–G-Thema hinaus (basierend auf dem Wortspiel „BLACK Gold“). Es ist täuschend einfach, aber unglaublich wandelbar. Man hört es als Volkslied, als Liebeslied, als bedrohlichen Industrie-Puls. Es ist unsere „German Western“-Signatur. Und wir haben es mit Gegenmotiven erweitert, dem Es–D und dem Fis–G, kleine musikalische Verschiebungen, die einen immer ein wenig aus dem Gleichgewicht bringen.
Ist das Hauptthema Ihrer Musik der Aufbruch in die Industriegesellschaft?
Absolut, das war der Ausgangspunkt von Aleksey und mir. Das B–La–C–G-Motiv ist wie ein Signal: Jetzt beginnt das Maschinenzeitalter! Aber es ist nicht nur triumphal, es trägt auch eine gewisse Zwiespältigkeit in sich. Diese Epoche war voller Chancen, aber auch voller Ausbeutung. Wir wollen, dass die Musik beides zeigt, die Faszination und die Unruhe.
Stehen sich in Ihrer Musik zwei Welten gegenüber: das karge bäuerliche Leben und eine entfesselte, rücksichtslose Ölindustrie?
Genau. Auf der einen Seite diese zerbrechliche, intime Welt: Stimme, Akkordeon, ein verstimmtes Klavier, das wie aus einem Dorfwirtshaus klingt. Auf der anderen Seite die rohe, mechanische Kraft: die perkussive Fingerstyle-Gitarre, das Ächzen und Stöhnen des Ölrig-Instruments wie ein alter Koloss. Und zwischen diesen Polen entsteht die Spannung, die die Geschichte trägt.
„Schwarzes Gold“ erzählt auch eine dramatische Liebesgeschichte. Welche Farbe hat für Sie die Musik der Liebe?
In „Schwarzes Gold“ hat die Liebe keine reine weiße oder rote Farbe, eher die Tönung der Dämmerung, wenn Dinge zart, aber ungewiss sind. Aleksey und ich haben Johannas Thema eine Reinheit und Stärke gegeben, und Ekaterina Shelehovas Stimme macht es zutiefst menschlich. Es ist eine Liebe, für die man kämpfen muss, nicht eine, die einfach gegeben ist.
Die Männer sitzen vielleicht höher zu Ross, aber die Frauen sind in der Serie die wirklich starken Figuren, die die Welt verändern. Wollten Sie dem in ihrer Musik Rechnung tragen?
Unbedingt. Johanna reitet nicht in die Szene – sie führt die Szene. Ihre Musik steigt auf, ist kraftvoll, aber ohne jede Überheblichkeit. In dieser Geschichte tragen die Frauen die moralische Last – und in unserer Musik tragen sie die stärksten Themen.
„Das Gold im Schwarz“
"Schwarzes Gold” ist die Geschichte einer längst vergangenen Zeit, aber sie ist auch immer wieder unser Heute. Wenn plötzlich fremde Mächte sich wie Öl in den Spalt einer Gesellschaft ergießen und in scheinbar intakte Welten eingreifen – was macht das mit uns? Das Öl ebnet einen Weg, teert neue Möglichkeiten und Perspektiven. Aber es zerfrisst den Boden, auf den es baut und aus dem es kommt. Den Boden einer Gesellschaft. Aus den einen holt es das Schlechteste hervor und aus den anderen zum Glück das Beste. Wir erzählen von Zuversicht und Zerfall und ihrer permanenten Gleichzeitigkeit. Wie das Öl ans Licht befördert wird, so auch behütete Geheimnisse einer nicht wiedergutzumachenden Vergangenheit. Wenn das „Wir“ zerfließt, wie das Öl im Fluss, wie viel Gold steckt dann noch im Schwarzen?
„Ein Western, der dem alten Genre neue Türen öffnet“
"Schwarzes Gold“ ist mehr als eine historische Serie. Es ist eine Geschichte über Aufbruch und Verlust, über Fortschritt und dessen Preis – und von Menschen, die zwischen Tradition und Umwälzung um ihre Existenz kämpfen. Die Herausforderung war, die Epoche der Jahrhundertwende in Norddeutschland nicht museal, sondern als unmittelbares, lebendiges Terrain zu inszenieren – und eine Brücke ins Heute zu schlagen. Eine Welt, die aus den Fugen gerät: eine Landschaft von Pferdehufen und Heuwagen, die plötzlich vom industriellen Wahnsinn aus Ölbohrtürmen, Maschinen und Gier überrollt wird. Neben den großartigen Schauspielerinnen und Schauspielern, war es ein Geschenk, auch hinter der Kamera mit außergewöhnlichen Kreativen zusammenzuarbeiten. Nicht zuletzt Hans Zimmers Score bereichert die Serie auf einzigartige Weise, verleiht ihr eine epische Wucht und intime Nähe zugleich – verwandelt die Geschichte in etwas Größeres, Zeitloses – und vervollständigt so die Vision.
„Johanna Got a Gun“
Eine Western-Serie in Deutschland zu erzählen, hielt ich vor „Schwarzes Gold“ nicht für möglich. Bis ich auf Wietze, ein Dorf in der Lüneburger Heide stieß, wo 1858 die weltweit erste erfolgreiche Erdölbohrung stattfand und 1899 der Ölboom ausbrach. Historische Fotos sprachen Bände: Bohrtürme, Holzbaracken und Ölarbeiter neben norddeutschen Bauernhöfen. Je mehr ich recherchierte, umso deutlicher sah ich eine große Geschichte vor mir: Das Erdöl machte Bauern über Nacht reich, zog Glückssucher und Arbeiter an. Bohrtürme schossen aus der Heide. Feldarbeit geriet zur Nebensache, der Umbruch zur Industriegesellschaft war eingeläutet. Das Ringen zwischen Gier und Gewissen elektrisierte das Autorenteam, da wir viele gegenwärtige Bezüge entdeckten. Wir konzentrierten uns auf Charaktere, deren Geschichten im Western seltener erzählt werden: Frauen, die um Höfe kämpfen, Arbeiter, die für einen Hungerlohn ihr Leben riskieren, Bauern, die zwischen Pflugscharen und Gewehren wählen müssen. Im Zentrum steht das moralische Dilemma der jungen Bauerstochter Johanna Lambert: Gibt es gerechtes Handeln in einer ungerechten Welt? Im Kern ist „Schwarzes Gold“ eine Western-Serie, die aber in unserer Geschichte verwurzelt ist und drängende Fragen unserer Zeit verhandelt.
„Schwarzes Gold - No Country for Young Women“
Eine historische Serie zu realisieren, das ist mehr als ein gelernter Produktionsprozess. Es ist die Reise in eine andere Zeit – in Gedanken, in Bildern, in Atmosphären – und zugleich ein ständiger Versuch, Brücken in unsere Gegenwart zu schlagen. Mit „Schwarzes Gold“ widmen wir uns einem Kapitel norddeutscher Geschichte, das viele bislang kaum kannten: dem Ölboom in der Lüneburger Heide um 1900.
Als Produzent Matthias Greving uns das Projekt vorstellte, klang es auf den ersten Blick nach einer regionalen Anekdote. Beim näheren Hinsehen entpuppte es sich als ein Stück Weltgeschichte – voller Aufbruch, Konflikte und existenzieller Fragen, die uns bis heute betreffen. Die Herausforderung dabei: Geschichte nicht nur sachlich nachzuerzählen, sondern sie mit Leben zu füllen: mit Figuren, die lieben und hassen, zweifeln und kämpfen, verlieren und gewinnen. Unsere Bauerstochter Johanna Lambert ist dabei keine historische Figur, aber sie steht für die vielen Menschen, deren Leben durch den Ölrausch grundlegend verändert wurde – und für die Frauen, die in einer patriarchalen Welt ihre Stimme erhoben und für Gerechtigkeit kämpften. Ihre Geschichte ist fiktiv, aber ihr Mut ist real und zeitlos. „Schwarzes Gold“ handelt nicht nur von Öl. Es geht um Gier und Macht, um Ungleichheit und Ausbeutung, aber auch um Widerstand, Solidarität und Mut - und nicht zuletzt um Liebe. Es geht um eine Dorfgemeinschaft, die durch einen plötzlichen Reichtum zerrissen wird – ein Thema, das universell ist und uns auch heute, in Zeiten von Klimakrise, Energieabhängigkeit und sozialen Spannungen, unmittelbar betrifft.
Für uns als Redaktion war es bewegend zu sehen, wie sich historische Recherche, künstlerische Vision und filmisches Handwerk miteinander verbanden. Ein großartiger Cast und das Team vor und hinter der Kamera haben mit Leidenschaft und Genauigkeit daran gearbeitet, eine Epoche auferstehen zu lassen, die uns fremd und vertraut zugleich erscheint. Authentische Drehorte, detailgetreue Kostüme, eine Bildsprache, die Vergangenheit spürbar macht – all das hat dazu beigetragen, die Geschichte in ihrer Tiefe erfahrbar werden zu lassen. „Schwarzes Gold“ ist für uns deshalb nicht nur eine Serie über die Lüneburger Heide vor über hundert Jahren. Es ist eine Serie über uns, über das, was Gier aus Menschen macht, und darüber, was Mut verändern kann. Wir hoffen, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer diese Reise ebenso intensiv erleben werden, wie wir sie bei der Entstehung erfahren haben.
„Norddeutsch, International, Zeitlos“
Kirsten Lukaczik, Dennis Becker und Matthias Greving von Kinescope
„Schwarzes Gold“ ist eine Hommage an das Western-Genre – neu gedacht und in die Weiten der Lüneburger Heide verlegt. Die ungezähmte Schönheit der Heidelandschaft wird zur Bühne eines erbarmungslosen Kampfes: zwischen Menschen, ihren Idealen und gegen die zerstörerische Macht des Öls. Wie einst der Wilde Westen, verwandeln sich auch hier sanfte Landschaften und beschauliche Dörfer in gesetzlose, chaotische Orte, belebt von Boxkämpfen und Handfeuerwaffen in schmuddeligen Holzbaracken und brodelnden Raffinerien.
Dabei ist „Schwarzes Gold“ mehr als eine Serie über den Erdölrausch – es ist eine Erzählung von Verrat, Gier und dem unaufhaltsamen Konflikt zwischen Fortschritt und Tradition. Von Beginn an hat uns die inhaltliche Herausforderung angetrieben, ein Genre neu zu erfinden und eine ungesehene Welt zu erschaffen.
Im Herzen dieser Geschichte steht die junge Johanna Lambert, deren friedliches Leben in einem kleinen norddeutschen Dorf von einer Welle aus Korruption und Umweltzerstörung erschüttert wird, als unter den Wiesen ihrer Heimat die ersten Ölvorkommen entdeckt werden.
Die Entdeckung des „Satansspecks“, wie die Einheimischen das Öl nannten, markierte nicht nur den Beginn einer neuen industriellen Ära, sondern war zugleich ein Vorbote dessen, was unser heutiges Jahrhundert prägt: Globale Kämpfe um Ressourcen, die Zerstörung der Umwelt, die Angst vor dem Verlust von Werten, Traditionen und Identität.
Mit scharfem Fokus auf die sozialen, politischen und ökologischen Umbrüche jener Zeit erzählen wir von den ersten zarten Anfängen des Umweltschutzes, vom Erwachen der Arbeiterklasse und vom frühen Kampf für Frauenrechte. Johannas persönliche Entwicklung – von einer naiven jungen Frau zu einer mutigen Kämpferin für eine bessere Zukunft – verkörpert universelle Themen, die über Zeit und Ort hinausweisen.
Dass wir diese Vision verwirklichen können, verdanken wir der engen Zusammenarbeit und dem Vertrauen unserer Partner: Allen voran dem Norddeutschen Rundfunk, der Leidenschaft unseres Teams und der Hingabe unserer großartigen Schauspieler:innen und auch FilmNation (UK/US – Kirstie MacDonald, Martin Rakusen, Andy Kim, Glen Basner), unserem Weltvertrieb und Produktionspartner THE FIFTH SEASON (US/UK – Jennifer Ebell, Kate Laffey), den Ko-Produzenten HERO SQUARED und 4 FILMS (Jonathan Halperyn und Anita Juka) sowie Musik-Superstar Hans Zimmer. Die Beteiligung dieser starken Partner unterstreicht das internationale Potenzial von "Schwarzes Gold". Nach sieben Jahren leidenschaftlien Engagements ist damit ein Traum wahr geworden: Der Western ist wieder da – und er trägt norddeutsche Farben hinaus in die Welt.
„Schwarzes Gold“ erzählt eine Geschichte über Liebe und Macht, über den Mut zum Aufbruch und die Härte des sozialen Umbruchs.
„Schwarzes Gold“ erzählt eine Geschichte über Liebe und Macht, über den Mut zum Aufbruch und die Härte des sozialen Umbruchs. Neue Technik und industrielle Errungenschaften dringen in die bäuerliche Welt und verändern festgefahrene Strukturen. Dabei begegnen sich Reichtum und Armut, Skrupellosigkeit und Verantwortung. Besonders im Zentrum steht das Aufbegehren von Frauen gegen patriarchale Muster – ein Thema, das die historische Handlung unmittelbar mit aktuellen Fragen verbindet.
Die Serie bewegt sich im Spannungsfeld verschiedener Genres: Es ist eine Liebesgeschichte, ein Drama über Transformation, inspiriert von der Bildsprache des Westerns. Die Goldgräberstimmung, die Ankunft fremder Arbeiter in einer bis dahin abgeschlossenen Gemeinschaft und der ungezähmte Charakter der Natur werden visuell zu prägenden Elementen. Gestalterisch setzt der Film auf Modernität als Kontrast zum historischen Stoff.
So wie die Moderne in das Heidedorf einzieht. Um das „alte“ zu spüren, findet die optische Umsetzung mit analog und historisch anmutenden Linsen statt, die Verzerrungen, Flares, Beugungen des Lichts erlauben, nichts Sauberes haben. Die Kameraführung setzt den modernen Aspekt. Eine bewegliche Kamera, eine große Nähe, ein Hineingehen in die Figuren. Im Kontrast zu weiten, epischen Landschaften, eingefangen in Cinemascope. Die Farben sind satt, aber dreckig, vom Erdöl verschmutzt, dass aus allen Poren des Bodens nach oben zu drücken scheint. Sich über die Landschaften, Kleider und Gesichter legt. Ein starker Kontrast von Hell und Dunkel mit Überstrahlungen und Einstrahlungen am Tag und den nur von Mond und Laternen beleuchteten schwarzen Nächten sind Sinnbild für das Ringen von Leben und Tod, Freude und Trauer, dass ein ganzes Dorf plötzlich umgibt.
Für „Schwarzes Gold“ haben wir einen völlig neuen Klang entwickelt.
Ich arbeite mit Hans Zimmer seit Jahrzehnten in verschiedensten Projekten zusammen. Wir sind immer auf der Suche nach etwas Neuem. Auch für „Schwarzes Gold“ haben wir einen völlig neuen Klang entwickelt. Es ist der faszinierende Sound eines für die Serie maßgeschneiderten „Ölturm-Instruments“ von Nicolas Bras. Der auf Social Media bekannte Musiker hat schon Hunderte einzigartige Instrumente gebaut, die alle ihren eigenen Charakter haben. Für „Schwarzes Gold“ schuf Bras ein elektroakustisches Instrument, das wie eine Ölturm geformt ist. Es erzeugt so innovative wie eindringliche Töne und Obertöne, die dem Soundtrack eine unvergleichliche Dimension verleihen. Man stelle sich vor: Das aus Metall gebaute Instrument ist fast zwei Meter groß. Man kann diesen „Ölturm“ von allen Seiten gleichzeitig bespielen, dessen Saiten mal schlagen, mal zupfen oder mit einem Bogen streichen. Diese lauten Geräusche sind quasi das Hämmern, Rattern und Klappern eines Ölbohrfeldes. Das Öl aus der Erde bedeutet zum einen Energie, zum anderen Naturzerstörung, und das wollten wir mit unserem Sound wiedergeben. Immer wieder hören die Zuschauer diese Schläge, die eine Schönheit und Kraft in sich haben und gleichzeitig bedrohlich wirken. Diese Klänge kündigen Unheilvolles an, stehen aber auch für die Stärke der Heldin Johanna. Für die „Stimme“ von Johanna haben wir die außergewöhnliche kanadische Sängerin Ekaterina Shelehova gewonnen, die mit ihrer faszinierenden Art zu singen Millionen von Fans auf Instagram erreicht. Sie verleiht Johanna eine Tiefe und Intensität, die unter die Haut geht. Einige Songs, zu denen ich auch die Texte geschrieben habe, sind ein integraler Bestandteil des Soundtracks. Dazu kommt der brillante Fingerstyle-Gitarrist Alexandr Misko, dessen Spiel unserem Soundtrack eine ganz eigene Welt eröffnet. Und nicht zu vergessen Christian Bakanic, ein Akkordeonist mit unvergleichlichem Feingefühl, der jeder Note eine besondere Seele gibt. Ein Dreamteam, das für uns weit mehr ist als nur eine Besetzung – es ist ein zentraler Teil unseres kreativen Prozesses.
Erdöl in der Heide? Unglaublich, aber wahr.
Erdöl in der Heide? Unglaublich, aber wahr. Eine der weltweit ersten Bohrungen fand 1858/59 in Wietze statt – und damit sogar etwas früher als in Amerika! Anders als dort verlief die Entwicklung zunächst eher schleppend. Erst nachdem der 1899 nördlich des Dorfes Wietze erstmals eine eruptive Ölquelle erschlossen war, ging es Schlag auf Schlag. Das kleine Heidedorf verwandelte sich in rasantem Tempo zum Industriestandort, mit über 30 Ölgesellschaften. Zu den negativen Begleiterscheinungen gehörten Schlägereien, Schießereien und Prostitution. Ein bisschen wie im „Wilden Westen“. Einige Bauern wurden durch den Ölboom sehr wohlhabend. Durch Verpachtung ihrer Ländereien konnten sie moderne Wohnhäuser errichten. Sie mussten aber auch damit leben, dass auf ihrem Grund und Boden ein Bohr- und Förderturm nach dem anderen errichtet wurde. Am Ende waren es 2000. Tag und Nacht war „ein dumpfes Donnern“ der Bohrmeißel und das Zischen und Quietschen der Maschinen zu hören. Und ein penetranter Ölgeruch lag in der Luft. Bereits 1908 wurden in Wietze fast 80 % des deutschen Erdöls gefördert. Niedersachsen, bis 1968 Hauptförderland, produziert auch heute noch Erdöl. Seit 1970 ist die Erdölgeschichte museal. Auf dem Freigelände des Deutschen Erdölmuseums haben sich Förderanlagen aus der Pionierzeit erhalten – ein einzigartiges Industriedenkmal in Mitteleuropa.
Es war interessant, unsere Häuser und unsere Sammlung in einem anderen Kontext zu erleben.
Die Filmarbeiten waren für uns als Museum eine spannende Erfahrung. Es war interessant, unsere Häuser und unsere Sammlung in einem anderen Kontext zu erleben. Wir schätzen es sehr, dass wir sowohl mit unseren Gebäuden und Objekten als auch mit unserem Fachwissen zu einer gelungenen und möglichst authentischen Serie beitragen konnten. Besonders haben wir uns darüber gefreut, dass ein wichtiges historisches Thema der Lüneburger Heide medial und publikumswirksam aufbereitet wird und Aufmerksamkeit erfährt. Das Gelände des Museumsdorfes hat während der Dreharbeiten eine Verwandlung erfahren, die auch viele der Besucherinnen und Besucher als positiv empfunden haben. 2026 wird das Museumsdorf darüber hinaus eine Ausstellung zu den Dreharbeiten zeigen und einige der originalen Kostüme und Kulissenteile präsentieren. Die Kulisse der Dorfschänke wird zudem begehbar sein. Durch die Filmarbeiten erfährt das Museumsdorf Hösseringen eine breitere und andere Wahrnehmung in der Öffentlichkeit.
Begleitend zur Serie startet zeitgleich eine historische Dokumentation in der ARD Mediathek.
Der Film „Schwarzes Gold – die erste Erdölförderung in Deutschland“ erforscht die historischen Hintergründe des Ölbooms in der Lüneburger Heide. Dafür begibt sich Schauspieler Aaron Hilmer auf Spurensuche. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das Dorf Wietze ein Mekka der Ölförderung – die Fördertürme standen hier dicht an dicht, Bohrloch reihte sich an Bohrloch. Heute erinnert in Wietze das Deutsche Erdölmuseum an diese Zeit. Aaron Hilmer trifft den Leiter des Museums, Stephan Lütgert. Von ihm erfährt er, wie der Ölboom das kleine Heidedorf verändert hat. Am Filmset der Serie bekommt Aaron Hilmer Besuch von dem heute 94jährigen Herbert Falk. Der Sohn des ehemaligen Bürgermeisters von Wietze, erzählt dem Schauspieler, wie er in der Zeit des Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit die Öl-Förderung wahrgenommen hat. Gemeinsam werfen sie einen Blick auf ein Stück deutscher Geschichte, das bis heute nachwirkt – und über das doch kaum jemand spricht. Auch unterhalten sich die beiden über das tragische Ende der Wietzer Erdölförderung zu Beginn der 1960er Jahre. Weitere Zeitzeug:innen und Historiker ergänzen mit ihren Erinnerungen und Expertisen die 45-minütige Dokumentation, die persönliche Geschichten mit historischen Fakten verknüpft und zeigt: Der Ölboom von Wietze war mehr als nur ein technisches Abenteuer – es war ein gesellschaftliches Ereignis von internationaler Tragweite.
Harriet Herbig-Matten, Aaron Hilmer, Tom Wlaschiha, Lena Urzendowsky, Jessica Schwarz, Slavko Popadic, Daniil Kremkin, Stephan Kampwirth und Henny Reents feierten am 4. November gemeinsam mit weiteren Darstellenden, dem Team und rund 2.000 Gästen im Kuppelsaal des Hannover Congress Centrum die Weltpremiere der ARD-Serie „Schwarzes Gold“. Gemeinsam mit dem Orchester gab Aleksey Igudesman ein 20-minütiges Konzert zum Soundtrack und sorgte für musikalische Gänsehautmomente. Im Talk mit Moderatorin Tessniem Kadiri gewährten Harriet Herbig-Matten, Aaron Hilmer, Tom Wlaschiha, Jessica Schwarz, Henny Reents, Aleksey Igudesman, NDR-Programmdirektor Frank Beckmann, Regisseurin Nina Wolfrum, Regisseur Tim Trachte, Produzent Matthias Greving, Produzentin Kirsten Lukaczik, Executive Producer Dennis Becker von Kinescope Film sowie Donald Kraemer und Diana Schulte-Kellinghaus, beide NDR-Redaktion spannende Einblicke in die aufwendige Produktion. Zu den weiteren Gästen zählten unter anderem Olaf Lies, Ministerpräsident Niedersachsen, Andrea Lütke, Stellvertretende NDR-Intendantin und Direktorin des NDR-Landesfunkhauses Niedersachsen und Meike Götz, Geschäftsführerin nordmedia – Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen.
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