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ARD

Herausgegeben von der ARD-Programmdirektion  /  Presse und Information

Redaktion:
Ingrid Günther, ARD-Programmdirektion
Annette Gilcher, SWR

Texte:
Annette Gilcher, SWR
Karoline van Baars, Agentur 67

Bildredaktion:
Evelyn Frey, ARD-Programmdirektion

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Vierteilige Polizeiserie

Ab 7. Februar 2025 | in der ARD Mediathek Am 15. Februar 2025 | 20:15 Uhr | Das Erste

































Inhalt

  • Bild: SWR/Lailaps Films/Luis Zeno Kuhn

Teamarbeit, Beharrlichkeit, akribische Recherchen – immer getrieben vom unbedingten Willen, Verbrechen aufzuklären: Mit Nina Kunzendorf und Tilman Strauß in den Hauptrollen erzählt die vierteilige Miniserie „Spuren“, wie mit ausdauernder Polizeiarbeit Licht in das Dunkel um die Morde an zwei jungen Frauen gebracht wird. „Spuren“ verarbeitet zwei reale Kriminalfälle aus dem Jahr 2016 in Südbaden zu einem spannenden fiktionalen Polizeifilm, in dem die glaubwürdige Darstellung der Ermittlungsarbeit im Mittelpunkt steht.

Eine junge Frau wird vermisst. Nach intensiver Suche wird ihre Leiche gefunden, erschlagen von einem Unbekannten. Kriminaloberrätin Barbara Kramer von der Polizei im baden-württembergischen Lauburg und ihr Team beginnen die Suche nach dem Täter, sprechen mit Zeugen, sammeln Indizien. Schnelle Erfolge bleiben verwehrt, obwohl das Team auf eine vielköpfige Sonderermittlungseinheit anwächst, hunderte von Spuren sichert und in Zusammenhänge zu bringen versucht. Zusätzlich muss sich die Soko mit einem zweiten Mord auseinandersetzen, von dem nicht klar ist, ob und wie er mit dem ersten zusammenhängt. Und es werden Parallelen zu einem ähnlichen Fall in Österreich erkennbar, der sich vier Jahre zuvor ereignet hat. Unter den Augen der beunruhigten Öffentlichkeit müssen sich die Polizisten und Polizistinnen immer wieder fragen, ob überhaupt noch neue Erkenntnisse zu erwarten sind und wo sie gefunden werden können. Trotzdem wird über Monate der Ermittlungsdruck aufrechterhalten. Diese Hartnäckigkeit wird schließlich belohnt: Entscheidende Indizien verdichten sich zu Beweisen. Verhaftungen können vorgenommen werden, und der Abschluss der polizeilichen Arbeit hilft der Region, die tragischen Geschehnisse zu verarbeiten.

Miniserie (4 x 45 Min.) Ab 7. Februar 2025 | in der ARD Mediathek Am 15. Februar 2025 | 20:15 Uhr | Das Erste





  • Bild: SWR/Lailaps Films/Luis Zeno Kuhn

Folge 1: Ein Dorf sucht

Seit 17 Stunden wird Stefanie Berghoff aus Buchingen vermisst, als die Polizeidienststelle in Lauburg die Suche aufnimmt. Kriminaloberrätin Barbara Kramer und ihr Kollege Thomas Riedle koordinieren die Suche entlang der Joggingstrecke der jungen Frau. Je länger sie suchen, desto wichtiger wird es, Spuren zu sichern, Zeugen zu finden und die vielen Freiwilligen um Berghoffs Ehemann und ihren Vater daran zu hindern, Indizien zu zertrampeln. Als die Leiche der jungen Frau endlich im Wald gefunden wird, ist sie bereits seit 72 Stunden tot, getötet durch Gewaltanwendung, Tatwaffe unbekannt. Gerichtsmedizin und Kriminaltechnik beginnen ihre Arbeit. Die Spurenlage ist dünn und die Ermittlungsgruppe um Barbara und Thomas wird zu einer Soko aufgestockt.

  • Bild: SWR/Lailaps Films/Luis Zeno Kuhn

Folge 2: Soko Sonntag

Die Soko im Fall Berghoff ist unter Hochdruck an der Arbeit, trotzdem kann Barbara Kramer der Staatsanwältin nur wenige Ergebnisse liefern. Zwar gelingt es der Kriminaltechnik, männliche DNA an der Leiche zu sichern, aber die Datenbanken liefern kein Match. Thomas Riedle, selbst aus Buchingen, ist mit den Ängsten der Dorfbewohner konfrontiert, die ersehnen, dass der Täter gefunden wird – und hoffen, dass er sich als Fremder erweist. Ein zweiter Mord an einer jungen Frau in nur 30 km Entfernung erschüttert die Region. Möglicherweise hängt der Fall Josefine Schora mit dem Fall Berghoff zusammen, deshalb wird er ebenfalls an das Team von Barbara und Thomas übertragen. Es gilt neue Spuren zu sichern, der Radius der Datenabfrage wird ausgedehnt. Der Berg an Arbeit kommt der Soko unüberwindbar vor und erfordert viel Durchhaltewillen. Angepackt wird er trotzdem.

  • Bild: SWR/Lailaps Films/Luis Zeno Kuhn

Folge 3: Blutregen

Das auffällig gefärbte männliche Haar, das im Fall Schora gefunden wurde, führt die Ermittler zu einem Verdächtigen. Der Fall ist geklärt, die Erleichterung groß – auch wenn im Fall Berghoff noch kein Durchbruch zu verzeichnen ist. Immerhin werden endlich der vermisste Laufschuh und Splitter vom Handy des Opfers gefunden. Da daran DNA-Spuren des Ehemanns haften, muss Tobias Berghoff eine unangenehme Zeit in der Arrestzelle verbringen, bevor er als Täter ausgeschlossen werden kann. Endlich bringt die Suche in den europäischen Datenbanken ein Ergebnis: Vier Jahre zuvor wurde in Österreich eine junge Frau in einem ähnlichen Fall getötet. Der Mord ist noch nicht aufgeklärt. Die These, dass es sich bei dem Täter um einen LKW-Fahrer handeln könnte, verdichtet sich. Barbara und Thomas verabreden mit den österreichischen Kollegen eine Zusammenarbeit. Nun müssen 50.000 Datensätze österreichischer Mautstationen gesichtet werden ...

Folge 4: Die längste Nacht

Über hundert Tage dauern die Ermittlungen inzwischen an. Ermüdung und Entschlossenheit wechseln sich im Team ab, denn Fortschritte lassen auf sich warten. Als Barbara Kramer erfährt, dass die Soko vor der Auflösung steht, wird umso dringlicher an den Mautdaten und der Herkunft der Eisenstange gearbeitet, der Tatwaffe aus dem Mord im österreichischen Steinach. Endlich gelingt es, die Stange einer LKW-Marke zuzuordnen und den potentiellen Täterkreis einzuengen. Das hilft Barbara Kramer und Thomas Riedle, die Motivation aufrechtzuerhalten, auch als die Soko zu einer kleineren Ermittlungsgruppe schrumpft. Und es lohnt sich, denn nach Monaten angestrengter Arbeit gibt es einen Verdächtigen ...

Besetzung

Barbara Kramer
Nina Kunzendorf
Thomas Riedle
Tilman Strauß
Sandra Herrmann
Aliki Hirsch
Bernd Klingspor
Božidar Kocevski
Navid Sabet
Atrin Haghdoust
Tobias Berghoff
David Richter
Ronja Irlinger
Liliane Amuat
Michael Bausching
Florian Hertweck
Rocco Dettmers
Markus Krojer
Dr. Christine Birkle
Katja Bürkle
Sonja Aipperspach
Sophia Schober
Britta Schänzle
Mira Huber
u. v. m.




Stab

REGIE
Stefan Krohmer
DREHBUCH
Robert Hummel und Martina Mouchot (angelehnt an das Sachbuch „SOKO Erle“ von Walter Roth)
BILDGESTALTUNG
Ahmed El Nagar
MONTAGE
Eva Schnare
MUSIK
Stefan Will
CASTING
Nina Haun
KOSTÜMBILD
Caroline Sattler
SZENENBILD
Oliver Hoese
PRODUZENT
Nils Dünker
AUSFÜHRENDE PRODUZENTIN
Caroline Daube
REDAKTION
Katharina Dufner (SWR)

Eine Produktion der Lailaps Film – a Studiocanal Company in Koproduktion mit dem SWR, gefördert durch den FilmFernsehFonds Bayern.



Fragen an Nina Kunzendorf

SOKO-Leiterin Barbara Kramer



Welche Eigenschaft Ihrer Figur Barbara Kramer hat Sie besonders interessiert?

Ich mag ihre pragmatische Beharrlichkeit. Barbara Kramer ist ehrlich und direkt. Sie macht nicht viele Worte und erst recht kein Gewese um ihre Person, das gefällt mir.

Barbara Kramer und Thomas Riedle sind keine klassischen Heldenfiguren stattdessen steht die Polizeiarbeit im Mittelpunkt von „Spuren“. Wie haben Sie sich Ihrer Figur vor diesem Hintergrund genähert?

Nicht anders als sonst – ich bin keine gute Vorbereiterin ... Für fachliche Fragen standen uns Profis zur Verfügung, auch während des Drehs, das war uns wichtig. Ich liebe Polizeifilme! Die akribische, kleinteilige, oft auch frustrierende Arbeit fasziniert mich. In einem meiner nächsten Leben werde ich Kriminalkommissarin.

Ich liebe Polizeifilme! Die akribische, kleinteilige, oft auch frustrierende Arbeit fasziniert mich. In einem meiner nächsten Leben werde ich Kriminalkommissarin.

Macht es für Sie einen Unterschied, eine rein fiktionale Geschichte oder – wie in diesem Fall – eine auf realen Geschehnissen beruhende Geschichte zu spielen?

Barbara Kramer und Thomas Riedle sind erfundene Figuren. Zum Glück. Auch die Geschichte hat sich in ihrer Erzählweise frei gemacht, nicht zuletzt auch aus Respekt vor den Menschen, die leibhaftig involviert waren in die realen Geschehnisse. Erleichternd war, dass die beiden Kommissare genau diese Art von Respekt, von Menschlichkeit in ihrer Arbeit als wichtig erachten.

Welche Bedeutung hat es für Sie, bzw. Ihre Figur, dass die Geschichte auf dem Dorf spielt?

Eine sehr persönliche insofern, als dass meine Großmutter mütterlicherseits in einem der Orte geboren wurde, in dem wir gedreht haben. Die Hälfte meiner Familie kommt aus der Gegend, ich hab mich ein bisschen heimisch gefühlt. Obendrein finde ich es wohltuend, wenn nicht alle Fernsehkrimis in Großstädten angesiedelt sind.

Was treibt Barbara Kramer an, über einen so langen Zeitraum nicht locker zu lassen? Ist das ausschließlich eine Frage des Berufsethos oder hat es für sie auch persönliche Gründe?

Kriminalistische Polizeiarbeit ist selten so aufregend, wie Krimis uns glauben machen, denke ich. Sie ist mühsam und kleinteilig. Hartnäckigkeit, Geduld und Ehrgeiz sind wahrscheinlich Grundvoraussetzungen; Barbara Kramer bringt das mit.

Gibt es Charakterzüge an Ihrer Filmfigur Barbara Kramer, bei denen Sie Parallelen zu sich selbst feststellen?

Sie ist patent und pragmatisch. Sie schaut unter die Oberfläche und dahin, wo es dunkel ist, das kommt mir bekannt vor.

Eine triviale Frage – im Film wird das Soko-Team durchgängig mit Kuchen und Leckereien versorgt. Wieviel von dem Kuchen haben Sie während des Drehs wirklich gegessen?

Einiges! Aber sagen wir mal so: Nicht jeder Kuchen beim Dreh wird so ganz gegessen, wie er auf den Tisch kommt…



Fragen an Tilman Strauß

Kommissar Thomas Riedle



Die Figuren Thomas Riedle und Barbara Kramer stehen ganz im Dienst der Geschichte. Wie haben Sie „Ihren“ Thomas Riedle angelegt?

Die Frage beinhaltet schon den größten Teil der Antwort: Die beiden Ermittler stehen ganz im Dienst der Geschichte. Riedle, in dessen Privatleben man gar keinen Einblick bekommt, noch mehr. Die Figur entsteht also ausschließlich über die Arbeit am Fall. Eine Biografie für diese Figur zu entwerfen, war ein großes Vergnügen, da ich ausgiebig auf meine eigene schwäbische Herkunft zurückgreifen konnte. Auch wenn nichts an dieser Figur autobiografisch begründet ist, so ist mir dieser Riedle doch sehr vertraut in seiner schwäbisch distanzierten Neugier, die immer misstrauisch bleibt.

Was macht das Team Kramer / Riedle aus Ihrer Sicht aus?

Für mich ist es der erste Auftritt im Fernsehen in meinem Heimatdialekt. Ein großes Vergnügen. Es erzeugt Authentizität, Natürlichkeit, Direktheit und gibt der Figur Charakter, da sie direkt zu verorten ist.

Obwohl die beiden in vielen Dingen unterschiedlicher nicht sein könnten, haben sie dieselbe unnachgiebige Arbeitseinstellung. Seelenverwandte, denen man das niemals anmerkt.

Thomas Riedle pflegt persönliche Verbindungen mit den Beteiligten und den Einwohnern des Ortes. Behindert das seine Arbeit oder hilft es ihm eher bei der Ermittlungsarbeit?

Für Riedle ist es ein großer Vorteil. Die Menschen vertrauen ihm. Er muss zwar Widerstände überwinden, es fiele ihm woanders aber vielleicht schwerer ein so gewissenhafter Ermittler zu sein. Er kennt sich aus. Er muss sich nicht verstellen. Nur die Pressekonferenzen im Anzug sind für ihn ungewohntes Terrain.

Sie selbst kommen gebürtig aus Ulm, im Film sprechen Sie schwäbischen Dialekt. Wie stark beeinflusst die Sprache Ihr Spiel?

Die Sprache beeinflusst das Spiel natürlich maßgeblich. Für mich ist es der erste Auftritt im Fernsehen in meinem Heimatdialekt. Ein großes Vergnügen. Es erzeugt Authentizität, Natürlichkeit, Direktheit und gibt der Figur Charakter, da sie direkt zu verorten ist. Ich bin dankbar, dass wir uns so entschieden haben.

Die „SOKO Sonntag“ arbeitet bis zur Erschöpfung an der Aufklärung des Falls. Wie haben Sie sich am Ende der Dreharbeiten gefühlt?

Ich habe mich pudelwohl gefühlt. War auch erschöpft. Habe mich gefreut, nach langer Zeit wieder nach Hause zu kommen. War traurig, dass es vorbei war. War glücklich über die Arbeit und die schönen Begegnungen. War unsicher, ob wir geschafft hatten, was wir uns vorgenommen haben, wusste aber, dass ich etwas ganz Besonderes erlebt hatte.





Zum realen Hintergrund der Serie

Fragen an Peter Egetemaier

Ehemaliger Leiter der Kriminalpolizei Südbaden

Sie waren Leiter der Kriminalpolizei in Südbaden während der Ermittlungen zu den beiden Fällen, an die die Miniserie „Spuren“ angelehnt ist. Was hat damals, 2016, die Fälle für Sie und die Polizei in Freiburg so besonders gemacht?

Natürlich gab es in Freiburg und der Region immer wieder Kapitaldelikte. Aber das Besondere war, dass in einer regionalen Dienststelle innerhalb von nicht mal vier Wochen zwei Tötungsdelikte zu bearbeiten waren, die gleich gelagert waren. Bei denen also die Befürchtung bestand, dass ein und derselbe Täter gemordet hatte. Das war schon sehr ungewöhnlich.

Waren die Aufregung in der Öffentlichkeit und der Druck auf Sie besonders groß?

Ich glaube, man kann sagen, dass es in der Region eine gewisse Schockstarre gab. Speziell Frauen trauten sich nicht mehr allein auf die Straße, solange wir die Fälle nicht geklärt hatten. Die Anmeldezahlen zum Freiburger Marathon zum Beispiel gingen damals massiv zurück, weil Frauen nicht mehr wagten, draußen joggen zu gehen oder zu trainieren. Das war eine absolute Ausnahmesituation.

Waren die beiden Fälle besonders eindrucksvolle Beispiele für das minutiöse Sammeln und Interpretieren von Spuren und Zeugenaussagen oder ist das nur ein Eindruck der fiktionalen Serie?

Nein, der Serie ist es tatsächlich gelungen darzustellen, wie kleinteilig die Ermittlungen waren, wie intensiv und wie mühsam Spuren bearbeitet und Informationen nachgegangen wurde. Es gab in beiden Fällen ein paar Besonderheiten, die auch zutreffend herausgearbeitet wurden, zum Beispiel dieses Haar im Gebüsch an der Dreisam. Oder die Zuordnung der Hydraulikstange für LKWs. Das waren Besonderheiten, die nicht bei jedem Tötungsdelikt eine Rolle spielen. Das ist auch der Grund, warum diese Fälle innerhalb der Polizei nach all den Jahren immer noch auf Interesse stoßen.

Zu Ihren Aufgaben als Leiter gehörte die Bildung der Sonderkommissionen für die beiden Fälle, in der Realität waren es ja zwei.

Ja, das ist eine der wenigen Künstlichkeiten des Vierteilers, dass ein und dieselbe Sonderkommission dann auch den zweiten Fall übernimmt. Das macht man eigentlich nie, weil schon die Belastung in einem Fall für die Mitglieder einer Sonderkommission groß ist. In der Realität gab es eine zweite Soko. Man schaut bei der Bildung der Soko darauf, dass sie personell, technisch und auch was die Unterbringung betrifft, möglichst gut ausgestattet ist. Wenn man dann wenige Wochen später eine zweite aufstellen muss, wird es schon enger. Glücklicherweise wurden wir auch von anderen baden-württembergischen Dienststellen unterstützt. Die Reihenfolge der Fälle war in der Realität ja umgekehrt wie in der Serie. Die Soko Dreisam konnte in perfekt ausgestatteten Räumen am Hauptsitz der Kripo in Freiburg arbeiten. Die zweite, die ja zuerst als Vermisstenfall anlief, musste in einem älteren Gebäude in Emmendingen untergebracht werden. Daran sieht man, dass man auch mit der Logistik zu kämpfen hat. Niemand konnte zu Beginn ahnen, dass sich die Ermittlungen über 200 Tage hinziehen würden.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit der verschiedenen Gewerke in so einer Soko, da sind ja sicher Leute aus ganz unterschiedlichen beruflichen Zusammenhängen vertreten?

Ja, die kommen alle aus unterschiedlichen Bereichen der Kriminalpolizei: Fahnder oder Kriminaltechniker sind dabei, Kollegen, die im Alltag Wohnungseinbrüche oder Sexualdelikte bearbeiten, bis hin zur Öffentlichkeitsarbeit. In der Soko arbeiten sie dann zusammen, bis der Fall geklärt ist, beziehungsweise bis man irgendwann die Hoffnung aufgeben und die Sonderkommission auflösen muss, um z. B. eine kleinere Ermittlungsgruppe daraus zu bilden. Dass die Teammitglieder aus ganz unterschiedlichen Bereichen kommen, macht die Arbeit besonders spannend. Man ist als Mitglied einer Soko in einer anderen Rolle unterwegs als im Alltag. In der Leitung erlebt man manchmal Überraschungen, weil Menschen, die sonst in ihrem Bereich als eher unauffällig gelten, in dieser Sondersituation über sich hinauswachsen können.

Man arbeitet als Soko-Mitglied in anderen Zusammenhängen?

Es ist auf alle Fälle anders als die Alltagsarbeit. Man muss sich das so vorstellen, dass die Sokomitglieder sich über viele Tage oder – wie im Fall der Soko Erle – Monate ganz dieser einen Aufgabe verschreiben. In der Anfangszeit gehen sie zum Schlafen, Duschen und vielleicht Frühstücken nach Hause, alles andere erlebt man auf der Dienststelle mit den Kolleginnen und Kollegen. Es gibt deshalb die Ermüdungserscheinungen, wie sie auch in der Serie gut dargestellt sind, diese Achterbahnfahrt mit Hoffnung auf den entscheidenden Hinweis und dann wieder die Enttäuschung. Dann gibt es natürlich auch Frustration, Ermüdung, Konflikte untereinander. Es ist übrigens auch für die Partnerinnen und Partner der Ermittler eine Sondersituation, die müssen auf vieles verzichten. Persönlich habe ich es aber auch immer als Auszeichnung empfunden, wenn man in eine Soko berufen wird.

In dem Wust von Spuren und Aussagen gibt es aber auch den kreativen Blitz von einzelnen, die plötzlich einen neuen Ansatz finden?

Ja, das braucht es auch unbedingt. Nichts ist schlimmer, als wenn die Soko sich immer einig ist oder die Leitung sagt, das machen wir jetzt so und so. Als Sokoleiter oder -leiterin ist man immer Motivator, da spielt viel Psychologie mit. Ich vergleiche es gern mit einem Dirigenten, der nicht nur die erste Geige motivieren muss, sondern alle Orchestermitglieder. Wenn man es schafft, alle so zu motivieren, dass sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten und Aufgaben das Bestmögliche rausholen, dann trauen sich auch Teammitglieder außergewöhnliche Ideen einzubringen. In der Soko Erle zum Beispiel haben die meisten angesichts der ca. 50.000 Datensätze gesagt, dass das keinen Sinn hätte. Aber einer hatte eine Idee, wie er es technisch und bei voller Konzentration auf die Sache schaffen könnte.

Und wenn die Aufklärung des Falls nicht klappt?

Eine gute Soko misst sich nicht unbedingt daran, ob der Fall geklärt wird. Bei der Aufklärung kommt manchmal der Zufall ins Spiel oder der Täter kommt aus dem unmittelbaren Umfeld, so dass es schnell geht. Eine Soko ist richtig gut, wenn man zehn Jahre später in die Akten schaut und dort keine Versäumnisse erkennen kann.

Wie haben Sie denn damals den Druck von außen erlebt? Die beste Öffentlichkeitsarbeit ist sicherlich die erfolgreiche Aufklärung des Falls?

Wir haben ja als unkündbare Beamtinnen und Beamte auf Lebenszeit keine Existenzsorgen – anders als in den USA. Trotzdem war der Druck riesig. Die Menschen hatten furchtbare Angst hier in der Wohlfühloase Freiburg. Natürlich gab es auch zuvor Straftaten, auch Tötungsdelikte. Aber dass man davon ausgehen musste, dass junge Frauen nach dem Zufallsprinzip überfallen wurden, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren, das hat die Region bis ins Mark erschüttert. Und im Nachhinein haben wir gespürt, dass das auch bei uns selbst so war. Im vierten Teil der Serie kommt das ja auch zum Ausdruck, wenn alle erschöpft, aber freudig miteinander feiern und stolz darauf sind, dass sie es, auch im Interesse der Öffentlichkeit und, ganz wichtig, der Angehörigen geschafft haben. Es wird manchmal unterschätzt, wie wichtig das für die Angehörigen ist. Wir arbeiten ja nicht nur, weil wir uns etwas beweisen wollen, sondern für die Bevölkerung. Deren Erleichterung war damals riesig. Umgekehrt hat die Bevölkerung dann durch die Gerichtsverhandlung und das Buch von Walter Roth einen Eindruck davon bekommen, wie viel Arbeit darin steckt.

In der Serie kommt Ihre damalige Rolle bzw. Aufgabe des Kripochefs gar nicht vor.

Ich vermute, ich wäre in der Szene, in der Nina Kunzendorf wutentbrannt den Telefonhörer aufknallt, weil sie die Soko auflösen soll, derjenige am anderen Ende der Leitung ...

Statements



Zwischen Fiktion und realistischer Darstellung

Autoren-Statement

Durch einen Zeitungsartikel stießen wir auf das Sachbuch „Soko Erle“ von Walter Roth. In diesem bemerkenswerten Buch erzählt Roth aus seiner Sicht als Pressesprecher der Polizei die akribische und letztendlich erfolgreiche Suche nach den Mördern dreier junger Frauen detailreich nach. Uns faszinierte, wie hartnäckig und mit welch hohem Personal- und Zeitaufwand die Polizei ermittelte: Jede Spur wurde verfolgt, Landesgrenzen wurden überwunden, zahlreiche Überstunden angehäuft, um die Taten aufzuklären. Das begeisterte uns und erschien uns filmisch erzählenswert.

Sehr schnell konnten wir den erfahrenen Produzenten Nils Dünker begeistern, der engagiert und kompetent mit uns zusammen die Erzählweise formulierte: Wir wollten die Taten klassisch fiktionalisieren, aber die Polizeiarbeit detailliert und realistisch darstellen. Dies bedeutet, dass wir die Ermittlungen nachzeichnen, aber unsere Ermittler und deren Background erdacht haben. Ebenso haben wir die Spielorte erfunden. Auch die Reihenfolge der Mordfälle haben wir verändert und die Opfer und Familien verfremdet.

Denn weder wollten wir das Leid der Opfer und Angehörigen medial ausschlachten, noch den Tätern zu viel Aufmerksamkeit schenken. Aus Respekt gegenüber dem Umfeld und um die Würde der beteiligten Personen zu wahren. In den Punkten wo es für uns um Anpassung und Veränderungen des Stoffes ging, wandten wir uns mit unseren Fragen an eine Fallanalytikerin, einen Professor der Rechtsmedizin und Recherche-Kontakte mit kriminalistischem Hintergrund, um dem Realismus-Anspruch über die literarische Vorlage hinaus gerecht zu werden. Unser Dank gilt auch ihnen an dieser Stelle.

Im Unterschied zu herkömmlichen Krimis ging es uns um die akribische, echte und dabei auch mühsame, schleppende und enervierende Detailarbeit: DNA ist nicht in wenigen Stunden analysiert, Tatorte unterliegen mannigfaltigen Einflüssen, viele Zeugenaussagen sind nicht zu gebrauchen, zahlreiche Spuren erweisen sich als Sackgassen.

Aber würde das funktionieren in einem Fernsehumfeld, das 90 Minuten als Konvention und entsprechend angepasstes Erzähltempo vorgibt?

Durch das tolle Angebot seitens der wunderbaren Redakteurin Katharina Dufner vom SWR, den Stoff als Miniserie zu erzählen, konnten wir der Mühe der Ermittlungen, der Langsamkeit, dem zähen Durchhalten, aber auch den erstaunlichen und befreienden Wendungen in diesen Fällen den notwendigen erzählerischen Raum geben.

Robert Hummel und Martina Mouchot



Von den Mühen der Ebene – Polizeiarbeit braucht langen Atem

Statement der Redaktion

Im Vierteiler "Spuren" schildern wir die intensive Ermittlungsarbeit einer Sonderkommission zu zwei Verbrechen, die vor einigen Jahren die Region Südbaden sehr erschütterten. Diesen Ermittlungen ist zu verdanken, dass die Täter gefasst wurden und die Wehrhaftigkeit der Gemeinde wieder besteht. Mit unserer Miniserie wollen wir dazu beitragen, diesen wichtigen Prozess sensibel erfahrbar zu machen, sodass die Verfilmung hoffentlich zu einer Aussöhnung mit dem Geschehenen beitragen kann. Deshalb verfremden wir auch in "Spuren" die realen Ereignisse.

Es ging uns darum, die innere Geschichte im größeren Ereignis zu finden. Eine Geschichte vom Durchhalten, vom Nicht-Aufgeben, von Verantwortung der Öffentlichkeit gegenüber, von Teamarbeit und ganz ohne Verfolgungsjagden.

Unser Fokus war immer, die Geschichte aus der Perspektive der Ermittler:innen zu erzählen. Wir machen einen Polizeifilm, und erzählen nicht primär die Geschichte einer Tat, sondern ihrer Aufklärung und die Mühen der Ebene. Wichtig war uns, nicht die Täterperspektive einzunehmen, sondern die Polizeiarbeit im Fokus zu behalten.

Bereits früh in der Buchentwicklung und später bei den Dreharbeiten sowie im Schnitt haben wir besonderen Wert daraufgelegt, die Taten nicht auszustellen, sondern sehr zurückhaltend zu erzählen und mit kunstvoller Schlichtheit und sensiblen Bildern Spannung zu erzeugen. Nicht das Sensationelle zu suchen, sondern das Wahrhaftige.

In "Spuren" geht es um zwei Morde, die die Region sehr beschäftigt und in Unruhe versetzt haben, auch durch die lange Zeit der Ungewissheit. Eine Beruhigung konnte erst einsetzen, als durch die unermüdliche Arbeit der Polizei die Fälle schließlich aufgeklärt wurden.

Dennoch bleibt die Trauer über das Geschehene und den großen Verlust.

Katharina Dufner, Redaktion SWR



Von einer Vision zur ARD Premium-Serie

Statement des Produzenten

Es gibt die ein oder andere Parallele zwischen dem Filmemachen und der Arbeit in Sonderkommissionen. Der Prozess ist hierarchisch, arbeitsteilig, zeitintensiv, nur in funktionierenden Teams möglich, nicht frei von Rückschlägen und die unmittelbar Beteiligten nehmen die Erlebnisse des Tages mit in die knappe Freizeit oder gar mit in die Träume. Der gewichtige Unterschied: Für uns Filmemacher geht es definitiv nicht um Leben und Tod.

In den ersten Gesprächen mit dem SWR bzw. mit der Redakteurin Katharina Dufner im Januar 2022 entstand bei uns beiden der Wunsch, sehr dicht an der Ermittlerperspektive zu bleiben. Ein Polizeifilm schwebte uns vor, der in fakteninspirierter Fiktion reale Ereignisse verdichtet, neu interpretiert, aber nicht über Gebühr dramatisiert. Die Ermittlerinnen sollten keine originelle ‚Macken‘ oder melodramatische private-lines zugeschrieben bekommen. Was uns sehr wohl interessierte, war das Hinterfragen der Erzählkonvention: denn wir wollten keine Einladung aussprechen, sich mit einem Serienmörder zu identifizieren. In „Spuren“ gestehen wir dem Täter nahezu keine Screentime zu.

Rund um die vollständig erdachten Hauptfiguren Barbara Kramer und Thomas Riedle wurden weitere Beamte, Zeitzeugen und Angehörigen mit eigens entworfenen Biografien geschaffen. Die drei im Drehbuch geschilderten Verbrechen, orientieren sich an realen Fällen aus den Jahren 2014 bis 2016. Hierbei wurde der forensische Prozess der Ermittlungen in Teilen übernommen, um ein möglichst realistisches und detailliertes Bild der Polizeiarbeit zu zeichnen. Durch diverse Fachberatungen – u.a. durch das Sachbuch „Soko Erle“ von Walter Roth – konnten wir erreichen, dass die Verfahrensschritte und die Polizeiarbeit kompetent geschildert werden. Wir zeigen ein Arbeitssystem, das sich immer wieder gegenseitig zwischen Professionalität und Individualität neu justiert. Es ist in keinster Weise „trockener Alltag“ was wir hier abbilden. Denn was geschehen war, entzog sich jeglicher Alltäglichkeit. Die Ermittler stammten teilweise aus dieser beschaulichen kleinstädtischen Idylle. Es fasst sie an, was hier bereits passiert ist und noch passieren wird.

Der Autorin Martina Mouchot und dem Autor Robert Hummel gilt mein großer Dank. Sie haben die zahlreichen Quellen und Interviews in einem beeindruckenden kreativen Prozess zu vier dichten, packenden Drehbüchern geformt. Diese textliche Qualität öffnete danach so mache Tür. Zum einen konnten wir den vielfach ausgezeichneten Regisseur Stefan Krohmer für dieses Projekt gewinnen. Wenig später stand auch fest, dass Nina Kunzendorf und Tilman Strauß die Hauptrollen übernehmen werden. Der FFF Bayern gewährte dem Projekt Fernsehförderung, ein großartiges Team fand sich zusammen. So wurde in weniger als zwei Jahren aus einer Vision von „Spuren“ – die ARD-Premium-Serie „Spuren".

Nils Dünker

Anmerkungen der Regie

Die Fokussierung auf die akribische Arbeit der Ermittler:innen und das Weglassen der Täterperspektive stellten für mich bei „Spuren“ einen besondere Reiz dar. Es ging im Kern um die genaue Innenansicht einer Sonderkommission. Wie wird dort gearbeitet? Was macht es mit den unterschiedlichen Charakteren, wenn die Spuren über Monate hinweg im Sande verlaufen?

Eine wirklichkeitsnahe Darstellung von Polizeiarbeit beinhaltet neben Phasen großer Anspannung und Euphorie auch Phasen der Ratlosigkeit und Erschöpfung. Diesen Gegensatz herauszuarbeiten, in den Gesichtern der Darsteller:innen emotional nachvollziehbar zu machen, um daraus eine flirrende Spannung zu generieren, war für mich entscheidend.

Meiner Arbeit ging eine ausführliche Beschäftigung mit Polizeiarbeit in Sonderkommissionen voraus. Insbesondere die Gespräche mit einem Mitglied der Soko des realen Falls haben mir geholfen, eine eigene Vorstellung von den Strukturen und Dynamiken in einer spontan zusammengestellten 40-köpfigen Gruppe zu entwickeln.

Da wir dem süddeutschen Flair einer Weingegend auch über Dialektsprache gerecht werden wollten, hatte das Casting eine zusätzliche Ebene. Es ging darum, sowohl bei den tragenden Rollen als auch bei den Komparsen, eine Mischung zu finden, die der Realität in der Region nahekommt.

Im Kontrast zu den idyllischen Weinbergen erschien uns der improvisierte und rudimentäre Charakter der eigens für die Soko eingerichteten Polizeistation formal und visuell interessant.

In „Spuren“ entsteht Emotionalität vor allem in den Leerräumen, die die weiblichen Opfer zurückgelassen haben. In diesen Leerräumen wirken unsere Ermittler:innen wie Auffangbecken all der Verzweiflung, die sinnlose Gewaltverbrechen auslösen. Wichtig war mir, jenseits gespielter Betroffenheit, eine angemessene Form der Emotionalisierung von Verlust, Trauer und Anteilnahme zu finden.

Stefan Krohmer

Ich bin beeindruckt! Dieses Ergebnis hätte ich – obwohl stets optimistisch unterwegs – in der Form nicht erwartet. Aus meiner Sicht ist die Serie hervorragend gelungen! Wunderbar die Atmosphäre in einer (vielköpfigen) Soko wiedergegeben. Tolle Schauspieler – ausnahmslos! Tatsächlich sehr "angelehnt" an die wahren Ereignisse. Spannend erzählt, aber nicht reißerisch. Eine sehr, sehr gute Produktion! Glückwunsch!

Walter Roth, ehemaliger Pressesprecher der Polizei und Autor des Sachbuchs „Soko Erle“





Pressekontakt



Ingrid Günther ARD-Programmdirektion / Presse und Information E-Mail: ingrid.guenther@ard.de Tel.: 089 / 55 89 44 377

Annette Gilcher SWR Presse und Public Affairs E-Mail: annette.gilcher@SWR.de Tel: 07221 / 929 240 16

Karoline van Baars & Susanne Bollmann agentur67 E-Mail: karoline.vanbaars@agentur67.de susanne.bollmann@agentur67.de Tel.: 0221  / 56 90 69 60

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